[ Werbung weil Pressereise. Von der Olive zum Öl ]
Der Weg von der Olive zum Öl ist in der Region Garda Trentino relativ kurz. Denn hier gibt es nach groben Schätzungen 165.000 bis 170.000 Olivenbäume und die verarbeitenden Ölmühlen sind nie besonders weit entfernt. Worauf man sich in der Region verlassen kann: es wird Olivenöl allererster Güte gepresst.
Wie jeder Gardasee-Tourist schon gesehen hat, sind viele der Olivenbäume nur zum Teil in Olivenhainen zu finden. Es gibt sehr viele Bäume im öffentlichen Raum und darüber hinaus jede Menge in privaten Gärten, wo sich nur einer, zwei oder vielleicht auch fünf Olivenbäume befinden. Ein logischer Schluss kann also nur sein, dass sowohl die Ernte, als auch die Pressung eine Angelegenheit für eine Genossenschaft ist.
Ein Prinzip das wir in Deutschland durch über 270 stationäre und circa 120 mobile Mostereien kennen, die jede Menge Apfelsaft aus privaten Gärten herstellen.
Bereits vorgestellt: Agraria Riva del Garda
Aufmerksame LeserInnen konnten von diesem, schon im Jahr 1926 gegründeten Verband Agraria Riva del Garda, bereits in einem meiner letzten Beiträge „Der besondere Schaumwein aus dem Gardasee“ gelesen. Die Agraria Riva del Garda wurde ins Leben gerufen um die Landwirtschaft des Alto Garda zu fördern. Die Weinkellerei wurde 1957, die Ölmühle ein paar Jahre später, 1965 gegründet. Um letzteres soll es hier gehen: von der Olive zum Öl.
Agraria Riva del Garda – Von der Olive zum Olivenöl
Seit dem Jahr 2000 ist der Verband eine Genossenschaft. Einerseits um den Aktivitäten in der Kellerei und der Ölpresse mehr Gewicht zu verleihen, andererseits um den ständig nötigen, technischen Neuerungen auf höchstem Niveau gewachsen zu sein. Derzeit hat die Genossenschaft Agraria Riva del Garda rund 300 Mitglieder, davon 230 Wein- und 80 Olivenöl-Produzenten.
Wer nach Riva del Garda kommt, sollte sich den Besuch in dem angeschlossenen Feinkostgeschäft nicht entgehen lassen. Denn hier gibt es fast ausschließlich regionale Produkte von hoher Qualität mit Möglichkeiten zur Verkostung. Der Weg von der Olive zum Öl ist hier ein wichtiger Teil des Programms.
Von der Olive zum Öl
Bevor wir uns aber zu einer Olivenöl-Verkostung begeben, lohnt es sich, etwas mehr über den gesamten Raum des nördlichen Gardasees zu erfahren. Schließlich kann man viele Gründe dafür nennen, die uns seit vielen Jahrzehnten an den Gardasee reisen lassen.
Die einen wollen unbedingt mit dem Fahrrad um den See strampeln oder wandern gehen. Wieder andere legen sich lieber im Süden des Sees an die Strände der Campingplätze. Also dort wo landschaftlich alles ein bisschen lieblicher ist und die Felsen nicht mehr ans Wasser reichen.
Eine weitere Touristen-Gruppe will die steilen Felsen im Norden erklimmen und nicht vergessen sollten wir die Surfer und Segler, die die speziellen Winde am See zu nutzen wissen. Alle schwärmen von der italienischen Lebensart, aber ich denke, die wenigsten beschäftigen sich intensiv mit den hervorragenden regionalen Produkten wie Wein und Olivenöl.
Vorbereitung auf eine Regatta am Gardasee im Oktober 2022. Im Blick aber auch steile Felsen, in einer Landschaft die zum Klettern und Wandern einlädt. Seine Vielseitigkeit macht den Gardasee speziell im Norden so attraktiv und beliebt.
Natürlich hat hier jeder jeden Tag Olivenöl im Salat, aber kaum ein Tourist wird wissen, dass das Garda Trentino praktisch das nördlichste Anbaugebiet (46. Breitengrad!) für die traditionelle Herstellung von Olivenöl weltweit ist. Hier herrscht ein besonderes Mikroklima, wodurch optimale Voraussetzungen geschaffen werden, erstklassiges Olivenöl gewinnen zu können.
Mild ist das Klima im Garda Trentino durch den ca. 340 km² großen Gardasee, der im Norden in Ufernähe sehr schnell bis zu einer Tiefe von 14 Metern abfällt und an seiner tiefsten Stelle sogar 364 Meter Tiefe misst. Herb ist das Klima trotzdem ein bisschen, nämlich durch die Dolomiten.
Allerdings kühlt das Wasser des Gardasees im Winter nur sehr langsam ab und schenkt so der Umgebung ein viel milderes Klima, als es für diesen Breitengrad üblich ist.
Der Wechsel zwischen gemäßigten und kalten Winden, ergibt ideale Voraussetzungen sowohl für die Weinreben als auch die Olivenbäume, die bereits den antiken Kelten und Römern bekannt waren und die vor 2.000 Jahren in dieser Gegend die ersten Weinberge und Olivenhaine anpflanzten.
Von der Olive zum Öl, eine einfache Ölmühle in Betrieb. Foto: Armin Huber. – APT Garda Dolomiti Arco Frantoio
Die Olivenhaine im Garda Trentino sind meist terrassenförmig angelegt und stellen ein wahres Kulturgut dar. Seit Generationen werden sowohl Landschaft als auch Bäume von verantwortungsbewussten und vorausschauenden Produzenten gepflegt und bilden die Basis für Olivenöle der Spitzenklasse. Das Jahr 2022 ergab übrigens einen hervorragenden Olivenöl-Jahrgang.
Die Ernte konnte unter idealen Bedingungen vor sich gehen, während im Jahr zuvor nur etwa zehn Prozent der üblichen Menge geerntet werden konnte. Ausgebreitet hatte sich in den Olivenhainen eine fremde Fliegenart, die den darauf folgenden Winter zum Glück nicht überlebt hat.
Von der Olive zum Öl – Olivenölproduzenten als Philosophen
Durchgesetzt hat sich in der Agraria Riva del Garda schon lange die Philosophie der „Null Km-Produkte“. Was natürlich nicht wörtlich zu nehmen ist, aber der eingeschlagene Weg ist das Ziel und soll absolut bevorzugt werden. Es werden garantiert keine Öle aus verschiedenen Ländern Europas zusammengemischt um einen großen Ausstoß zu erzeugen. Es wird Wert gelegt auf sehr kurze Wege, vom Olivenbaumbesitzer, zur Ölmühle, zum Endverbraucher.
Übrigens: wer am Gardasee im Spätsommer durch so einen Olivenhain spaziert und denkt, er könne sich mit ein paar Oliven direkt vom Baum stärken, wird sein blaues grünes Wunder erleben. Obwohl es verschiedene Olivensorten im Garda Trentino gibt, ist insbesondere die (autochthone) Sorte Casaliva hervorzuheben.
Aus den hochwertigen Oliven wird zwar ein natives Olivenöl gewonnen, das mit gold-grüner Farbe und einem zarten Duft nach grünen Mandeln, Artischocken und aromatischen Wildkräutern überzeugt. Essen kann man die reifen, grünen Früchte trotzdem nicht.
Frisch gepresstes Olivenöl testen – Mosto – Von der Olive zum Öl
Kategorien zum Geschmack von Olivenölen, wie eben gelesen, werden übrigens von professionellen Öl-Sommeliers erarbeitet, die die verschiedenen Olivenölsorten und frische Pressungen in kleinen, dunkelblauen Gläsern serviert bekommen. Sehr großen Wert wird auf die Sensorik gelegt, weshalb die Tester die Farbe des Olivenöls nicht sehen dürfen.
In unserem eigenen Test mit frisch gepresstem Öl, kam in kleiner Runde gerade mal ein Erkennen im Duft nach frisch geschnittenem Gras ans Licht. Einig waren wir uns auch, dass das Öl eine lang anhaltende Schärfe im Rachen hinterließ und über einen geringen Säuregehalt verfügte.
Das war natürlich nur ein Versuch, beim nächsten Besuch in einer Ölmühle werde ich folgendes (oder ähnliches) zu Protokoll geben:
Sensorik: Farbe Gelb mit deutlichen grünen Reflexen. Geruch Mittel-fruchtig mit frischen Noten, die an grüne Mandeln erinnern. Geschmack Insgesamt harmonisch mit offensichtlicher, aber leichter, bitterer und lebendiger Gewürzempfindung. ;-)
Zu beachten sind beim Kauf von guten Olivenölen auch Speisen-Empfehlungen wie die folgenden: · ideales Gewürz, weil es den Geschmack der Speisen nicht überdeckt. Geeignet für Vorspeisen auf Fleischbasis, Seefisch, Rohes Gemüse, Suppen und Getreidesuppen, Braten mit aromatischen Kräutern.
Frisch gepresstes, unfiltriertes Olivenöl in der Ölmühle Madonna delle Vittorie
Der Herstellungsprozess. – Warum kalt gepresst?
Gerne verwendet wird am Gardasee der direkte Weg von der Olive zum Öl, der sogenannte „Mosto“. In anderen Mühlen „erste Pressung“ genannt. Das ist ein unfiltriertes Olivenöl, das allerdings nur ca. sechs Monate lang verwendet werden kann.
Die Angabe „Kalt gepresst“, die vermutlich auch auf unseren eigenen Olivenöl-Flaschen im heimischen Küchenschrank zu finden ist, bedeutet übrigens, dass die Oliven tatsächlich nur bei einer Temperatur zwischen 22 und 26 Grad gepresst werden. Sind die Temperaturen am Verarbeitungstag höher, werden die Oliven in den Maschinen zuerst heruntergekühlt.
Es gibt in meinem Instagram-Account übrigens zwei kurze Reels zum Thema. In diesem 42 Sekunden-Video wird der zeitlich geraffte Herstellungsprozess zum grünen Gold gezeigt. In einem früheren Video wird die Ernte der Oliven in Riva del Garda gezeigt.
Geruchstest im Haus OlioCRU. Hier wird Bio-Olivenöl hergestellt und es erfolgte ein umfangreiche Verarbeitung der Oliven-Kerne zu zahlreichen anderen Produkten. Nicht nur von der Olive zum Öl.
DOP Garda Trentino als Qualitätsmerkmal
Was bedeutet DOP? DOP steht für Denominazione di Origine Protetta und ist ein Akronym für ein Qualitätssiegel, das die originale (italienische) Herkunft bezeugt. Die Herkunftsbezeichnung (entspricht dem französischen AOC) für Lebensmittel wird durch die Europäische Union anerkannt, deren Richtlinien verlangen, dass ein so gekennzeichnetes Produkt, ausschließlich in einem bestimmten Gebiet erzeugt werden darf.
Am Gardasee wird natives Olivenöl extra teilweise mit „Garda“, Unterzone „Trentino“, zertifiziert. Ausgezeichnete Olivenöle erhalten Chargennummern auf die Flasche, anhand derer vom Erzeugerbetrieb, über den Tag der Ernte, der Zeitpunkt der Verarbeitung, sowie das Datum von Analyse und schließlich der Tag der Verpackung ermittelt werden können. Die Gemeinden Arco, Riva del Garda, Nago-Torbole und Tenno sind Mitglieder der nationalen Vereinigung der „Citta dell’Olio“.
Dass derartige Qualitätsprodukte nicht für vier Euro pro Liter im Supermarkt stehen können, versteht sich von selbst. Aus 100 kg Oliven gewinnt man in den Ölmühlen am nördlichen Teil des Gardasees nur circa 13-15 Liter des grünen Goldes.
Veranstaltungen: Von der Olive zum Öl
Achten Sie bei Ihrem Gardasee-Aufenthalt auf Veranstaltungen mit dem Namen FRANTOI APERTI. Das ist ein Wochenende im zu Ende gehenden Oktober. Genau richtig um die Tradition des Olivenanbaus kennenzulernen und um das im Garda Trentino produzierte native Olivenöl extra auf Führungen und sensorischen Erlebnispfaden in sieben Ölmühlen der Region zu verkosten.
Es ist eine wunderbare Erfahrung, sich zwischen die Olivenbäume zu begeben, eventuell bei der Ernte zuzusehen, Brot in frisches Öl zu tunken, neue Kombinationen mit lokalen Produkten zu probieren.
Begleitet werden Sie auf solchen Touren von denen, die sich dem Anbau der Olive im Alto Garda widmen. Fest überzeugt davon, dass man neben Flüssigkeiten auch Geschichte in Flaschen füllen kann.
Von der Olive zum Öl – Im Haus OLIO CRU. Hier wird Bio-Olivenöl hergestellt und auch die Kerne der Oliven werden weiterverarbeitet
Neben dem Olivenöl vom Gardasee gibt es hier viel mehr aus Italien:
– Bad Moos Aqua Spa Resort ****S – Wirklich alles toll!
– Der Vino Santo wird am Gardasee in der Karwoche gekeltert
– Der besondere Schaumwein aus dem Gardasee
– Peggy Guggenheim in Venedig. Nachbetrachtung
– Schokolade aus Modica
– Sizilien im September in 45 Bildern
– Das Eataly in Rom. Treffpunkt für Hungrige
– Focaccia mit Feigen, Walnüssen und Parmaschinken
– Buhlen um Montalbano. Das La Grotta in Scicli
– Mons Silva – Exklusive Waldchalets im 4-Sterne****S – Alphotel Tyrol
– Eine Spezialität im Garda Trentino: Carne Salada (Salzfleisch)
– Ausflug nach Venedig. Tipps zur Anfahrt
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