Wie alt ich war, als ich das folgende Gedicht „Die Christbaumspitz“ zum ersten Mal hörte, weiß ich nicht mehr. Fakt ist, ich war noch ein Kind und das ist bekanntlich schon sehr, sehr lange her. Zuletzt zu Gehör kam mir das Gedicht in einem Treppenhaus des Verlages Nürnberger Presse, wo ich bekanntlich Teile meines Arbeitslebens verbrachte.
Eine gute alte Tradition war in diesem Haus der alljährliche Auftritt der „Treppensänger“. Drei oder vier Kollegen die des Singens mächtig waren, traten jeweils am letzten Arbeitstag vor Weihnachten für 10 oder 15 Minuten in verschiedenen Treppenhäusern des Verlages auf, sangen Weihnachtslieder und rezitierten auch das nun folgende Gedicht.
Die Aufnahme oben entstand im Dezember 2010, allerdings bei einem Rentnertreffen. Bei den Auftritten in den Treppenhäusern des Verlages hörten die Leute noch zu und spielten nicht mit Smartphones herum. – Foto: Michael Matejka
Etwa seit Anfang der 2000er gibt es diese „Treppensänger“ im Verlag leider nicht mehr, da die Herren sich nach und nach in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedet haben. Zur Erinnerung daran aber heute:
Die Christbaumspitz
Fränkische Mundart von Franz Bauer (1901 – 1969)
(a Gschicht vo daham)
Dös is fei wahr und is ka Witz
Die G’schicht fo unsrä Christbaumspitz.
Dös war a schene Spitz jawull
Fo auß’n silbri und inna hull
Drum hot mei Frau g’sagt „Gouder Fritz
Gib mä fei obacht auf die Christbaumspitz!“
Und i hob grod den christbam putzt
Und hät mi werkli bold dahutzt
Und wals pressiert hot do drum eben
Lang i mit meiner Händ‘ danebn.
Der Mensch macht monchmal sella Schnitz – Am Bud’n liegt die Christbaumspitz.
Die Frau die wor grad net zur Stell
Drum hob i denkt, et’s handelst schnell
Die Hinterseid’n war lädiert
Drum hob is g’scheit mit Leim o’gschmiert
Hob’s wieder naufpappt auf ihr’n Sitz
Gleich hie am Bam die Christbaumspitz.
Wer’s g’wußt hätt, der hätt’s deutli g’sehn,
doch i hob gonix g’sacht desweng.
Doch bei der B’scherung – des war dumm
Mir stena under’m Christbaum rum
Und weii mei Frau singt“Einsam wacht“,
dou hat’s auf amal komisch kracht.
I merk, weii i ganz plötzli schwitz,
am Bod’n liegt die Christbaumspitz.
I hob blous mit die Achseln zuckt
Und hob an maner Krawatt’n krukt
Und hob g’sagt
„Dou is schould blous dei unheimlich Singerei,
die kräftig Tön, die ham’s zahout,
Warum bläckst’n immer a su laut?
Du schnulzt ja viel zu viel Lakritz,
siegst, et’s is hie, die Christbaumspitz“.
In Werglikeit is anders g’west,
der Leim der hat sie langsam g’lest
und hat halt nimmer a su pappt,
drum hot die Spitz sich g’lockert g’habt
und schuld dro war die Aff’nhitz
und i mit meiner Christbaumspitz.
Zu meinem kleinen „Fränggisch“-Werdderbuch (Wörterbuch „Fränkisch-Deutsch“) bitte hier entlang.
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Ich war so ca 12, da hatten wir ein Heftlein mit Nämbercher Mundartgedichten zu Weihnachten. Es ging leider in den Wirren von so einigen Umzügen verloren.
Da gabs die Christbaumspitz, die Plätzla mit Gips ogrührt, die Eisaboh mit dem verspielten Grossvater ….
Kann sich noch wer erinnern? Hat das Büchlein evtl. , ne Kopie , oder weiss , wos im Antiquariat rumliegt??
Es lebe unsere frängische Heimat.
Des Merkala aus Nämberch.
Es ist wirklich eine kleine Welt … bin zufaellig ueber Pinterest auf Ihre Mehlkloesse gestossen. Hab ich schon ewig nicht mehr gemacht. Dann finde ich heraus, dass Sie Franke sind. Ich auch. Komme aus Fuerth/Bayern und lebe in Costa Rica (Zentral-Amerika). Freut mich so richtig Ihre Site gefunden zu haben und werde sie (die Site) von jetzt ab oefters aufsuchen.
Vielen Dank auch fuer das Gedicht von der Christbaumspitz. War herrlich!!!
Alles Gute weiterhin.
R. Matheson
Vielen Dank für die Grüße aus dem fernen Costa Rica über den Umweg durch Fürth!
Hat mich sehr gefreut.
Mir kommen die Tränen, beim googeln hab ich diesen Beitrag entdeckt.
Habe selber bei der NN gelernt. Der mittlere der drei Herren ist mein Papa, der mittlerweile sehr dement ist.
Ich weiss nicht, wie oft er uns das Gedicht an Weihnachten in der Familie vorgetragen hat