Denke ich an gekochte Kartoffelklöße, fällt mir zuerst die Arbeit ein, die ich früher mit rohen Kartoffelklößen hatte. Denn eine meiner liebsten Beschäftigungen als Kind und auch als Jugendlicher war es, am Fensterbrett in der Küche zu sitzen, mit den Beinen zu baumeln und meiner Mutter beim Kochen zuzusehen.
Neben Nudeln schon immer mein Lieblingsessen: rohe oder gekochte Kartoffelklöße. Verarbeitet wurde dafür selbstverständlich schon immer die Bayerische Kartoffel. Schließlich ist Bayern das zweitgrößte Kartoffelland in Deutschland, mit rund 45.000 Hektar Anbaufläche.
Später wurden meine überschüssigen Teenager-Kräfte in der Küche benötigt. Dann musste ich sonntags die Kartoffelpresse zudrehen, in der sich ein Säckchen mit frisch geriebenen, rohen Kartoffeln befand.
Mehrmals am Vormittag wurde die schwere Metallkonstruktion immer ein bisschen weiter zugedreht, um möglichst viel Saft aus den geriebenen Kartoffeln zu pressen. Wenn meine Mutter mit der Saft- und Stärkemenge in der darunterstehenden Schüssel zufrieden war, konnte ich meiner Wege gehen und mich anderweitig beschäftigen. Was meist damit endete, dass ich ein Buch zur Hand nahm oder zeichnete.
Kartoffelklöße und Schäufele
Schließlich hatten wir damals kein TV-Gerät im Haus, es gab noch kein Internet, keine Spielkonsolen und auch keine Smartphones. Dafür hat heute kaum mehr ein Mensch eine solche Kloßpresse im Keller – und wenn doch – keine Ahnung, was er/sie damit machen müsste.
Unser Vorteil in jener Zeit: bei uns kam noch der Sonntagsbraten (Das Referenz-Schäufele – Fränkisches Schäufele finden Sie hier) mit hausgemachten Klößen auf den Tisch.
Bayerische Kartoffeln in der sprachlichen Zwickmühle
Der Kloßteig für den Sonntag wird heute längst von verschiedenen Firmen produziert, zu deren Convenience-Produkt-Palette selbstverständlich auch andere beliebte Lebensmittel wie Pommes, Schupfnudeln, Gnocchi und die beliebten Chips gehören.
Eine Crux ist es nur mit der Sprache in Bayern. Während wir Franken gerne von gekochten Kartoffelklößen reden, essen die Bayern und Oberpfälzer halt doch lieber gekochte Kartoffelknödel…
Durch die Beschäftigung mit der Bayerischen Kartoffel, habe ich erst kürzlich erfahren, dass es weltweit etwa 5.000 verschiedene Kartoffelsorten gibt. Praktisch für fast jeden Verwendungszweck und jedes Klima die passende Kartoffel.
Rund 460 Sorten Kartoffeln in Deutschland
Allein in Deutschland sind rund 460 Sorten zugelassen, die sich für unterschiedliche Zwecke eignen. Man unterscheidet sie nach Geschmack, Farbe und Form. In Bayern werden rund 178 Sorten angebaut und gezüchtet. Eine ehrenvolle Aufgabe hat, wer sie alle bei Instagram versammeln möchte.
So gibt es besonders lange Kartoffeln für die Herstellung von Pommes, schöne runde Sorten für die beliebten Chips. Für bestimmt Produkte werden Kartoffeln mit besonders viel Stärke benötigt, eine wichtige Rolle spielt das Anbaugebiet. Manche Landwirt benötigen angepasste Sorten, die mit den regionalen Bedingungen gut zurechtkommen.
Kartoffel ist also nicht Kartoffel, weshalb Sie detaillierte Informationen auf der Webseite Bayerische-Kartoffel finden. Rezeptvorschläge und Veranstaltungshinweise rund um die tolle Knolle gibt es heutzutage selbstverständlich auf der zugehörigen Facebookseite der Bayerischen Kartoffel.
Noch ungekocht, aber hergestellt aus Bayerischen Kartoffeln: Gekochte Kartoffelklöße, Gekochte Kartoffelknödel
Reine Geschmackssache: Die Bayerische Kartoffel
Die Geschmäcker sind in Deutschland in Sachen Kartoffeln recht verschieden. Im Nordwesten Deutschlands isst man lieber festkochende Sorten wie Belana oder Princess sowie Anabelle, in Baden-Württemberg, Bayern, Berlin, Thüringen und Sachsen mag man die vorwiegend festkochenden Sorten wie Gala, Marabel oder Toscana.
Mehlige Kartoffeln, zum Beispiel Gunda, Miranda, Melody oder Talent werden in Ostdeutschland und Bayern gern gegessen. Die meisten Kartoffelnamen sind übrigens weiblich.
Die Legende sagt, dass früher der Bauer seine beste Kartoffel nach seiner schönsten Tochter benannt hat.
Gekochte Kartoffelklöße und die Kartoffelsorte?
Wir beziehen unsere Kartoffeln übrigens von einem Direktvermarkter aus der Oberpfalz, der keinerlei Interesse verspürt, im Internet präsent zu sein oder auch nur erwähnt zu werden. Aus seinen Kartoffeln machen wir sehr gerne die zweite beliebte Kloßvariante: gekochte Kartoffelklöße oder auch gekochte Kartoffelknödel.
Als wichtigstes Werkzeug benötigt man eine Kartoffelpresse wie hier abgebildet, durch die die bereits gekochten und ausgedämpften Kartoffeln gepresst werden. Dann wird Speisestärke und zwei Eigelb (mehr im folgenden Rezept) eingearbeitet.
Besonders wichtig ist das sogenannte Kloßbrot, das in kleine Würfel geschnittene und unbedingt geröstete alte Brötchen oder Toastbrot. Durch die zwei bis vier kleinen Brotwürfel im Kloß bleibt dieser innen locker und gart besser durch!
Gekochte Kartoffelklöße, gekochte Kartoffelknödel
Zutaten
- ca. 1,2 kg mehlig kochende Kartoffeln
- reichlich Salz
- 100 g Speisestärke
- 2 Eigelb
- 30 g brauner Butter
- weißer Pfeffer
- etwas Muskatnuss (nur einen Hauch!)
Für das "Kloßbrot"
- 1 Scheibe Toastbrot oder ein halbes Brötchen vom Vortag
- etwas Butter zum anrösten
Optionale Verzierung:
- Petersilie oder in Butter geschwenkte Semmelbrösel
Anleitungen
- Die Kartoffeln mit Schale in Salzwasser weich garen.
- Abgießen, ausdampfen lassen, möglichst heiß pellen und gleich durch eine Kartoffelpresse drücken (wenn sie erst mal kalt sind, geht das viel schwerer).
- Die gekochten Kartoffelklöße gelingen am besten, wenn man die durchgepressten Kartoffeln nun wirklich auskühlen lässt (2-3 Stunden)!
- Das Toastbrot oder Brötchen in kleine Würfel schneiden und in einer Pfanne mit etwas Butter rösten.
- Von den durchgepressten Kartoffeln ein Kilogramm abwiegen und mit Speisestärke, den beiden Eigelb, der braunen Butter, reichlich Salz, weißem Pfeffer (schwarzer Pfeffer sorgt für unschöne Pünktchen auf den fertigen Klößen) und etwas Muskatnuss zu einem glatten Kloßteig verarbeiten.
- Den Kloßteig in acht Portionen teilen und mit angefeuchteten Händen acht Klöße formen. Dabei zunächst etwas flach drücken, jeweils einige angeröstete Brotwürfel in die Mitte geben, erst dann zu glatten Knödeln formen.
- TIPP: Durch die kleinen Brotwürfel im Kloß bleibt dieser innen locker und gart besser durch!
- In einem großen Topf reichlich Salzwasser aufkochen.
- Die Kartoffelklöße nacheinander vorsichtig in das siedende Wasser legen und circa 20 Minuten gar ziehen lassen.
TIPP: Die Wassertemperatur nach dem einlegen der Kartoffelklöße sofort so einstellen, dass das Wasser nur noch ganz leicht simmert. Es darf auf keinen Fall weiterkochen sonst zerfallen doe Klöße! - Mit dem Schaumlöffel herausheben.
- Sie können die fertig gekochten Kartoffelklöße mit etwas Petersilie bestreuen oder mit einer Bröselbutter servieren.
Nährwerte
Gekochte Kartoffelklöße und mehr Rezepte mit Kartoffeln im Blog
– Zander-Kartoffel-Pfanne mit feiner Estragon-Sauce
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– Würzige Kartoffelsuppe – Das ist echter Soulfood
– Italienische Kartoffelsuppe mit geschmorten Zwiebeln
– Abgedrehte aus Franken
– Polnische Kartoffelknödel mit Schalotten-Wacholder-Creme
Rezepte aus Franken:
– Wie man ein Fränkisches Schäufele zubereitet können Sie hier nachlesen
– Fränkischer Gugelhupf – Ein herzhaftes Rezept aus Franken
– Peterlestäschle mit Sabayon – Mit Petersilie gefüllte Teigtaschen
– Fränkischer Sauerbraten mit Preiselbeeren und Birne
– Fränkischer Schweinebraten in Dunkelbiersoße mit glasierten Karotten
– Kartoffelpuffer mit Schinken und Kräutern
– Stauden-Selleriecremesuppe
– Linseneintopf mit Mehlklößen – Wintermahlzeit
– Fränkischer Grünkern. Unreif geerntet, getrocknet und geröstet
Sie besten Klöße die es gibt. Ein Genuß.