Einer der Gründe, warum es diesen Blog gibt, sind meine Enkelkinder. Die kleinen Racker haben nämlich keine Ahnung von Lebensmitteln und werden beim alltäglichen Einkauf im Supermarkt mit ihren Müttern auch nur wenig dazu lernen. Die lieben Kleinen rufen zwar gerne und sehr häufig „das mag ich nicht“, ihre Eltern müssen aber extra weite Fahrten aufs Land organisieren, damit die Wichte lernen, dass Milch nicht im Kühlregal des nahen Supermarkts wächst, sondern aus heute turbogeladenen Kuh-Eutern kommt.
Ähnlich verhält es sich mit ihrem Wissen über Fleisch und Fisch. Hätten wir keinen Gartenteich, in dem sich Goldfische tummeln, bliebe die Bekanntschaft mit echten Fischen auf ein Aquarium bei Onkel Werner, den Kinderbrockhaus oder auf ein Spiel im Smartphone der Eltern beschränkt.
Allerdings ergeht es dem modernen Erwachsenen ähnlich. Es gibt Waren, die man schon seit Jahrzehnten nur noch in tiefgefrorener Form kennt.
Bleiben wir ruhig beim Beispiel Fisch. Wer seinen Fisch meist aus der Tiefkühltruhe des Supermarktes kauft, hat doch keine Ahnung wie ein Gold- oder Rotbarsch aussieht, ein Seelachs oder ein Kabeljau. Auf TK-Packungen findet man kein Foto des jeweiligen Fisches, sondern nur Serviervorschläge für fertige Gerichte oder höchstens Abbildungen von Filetstücken.
Wohl dem, der einen Fischhändler in der Nähe hat, oder wenigstens im Urlaub in Südeuropa einen Fischmarkt besucht. Da kann man so manches lernen.
In den Markthallen des Mercat de la Boqueria – auch Mercat de Sant Josep oder einfach La Boqueria genannt (Barcelona)
Bei meinem Fischhändler. Rotbarsch in ungewöhnlicher Größe: ein Prachtexemplar
Rezepte von guten Freunden
Da ich nun schon beim Fischfilet angekommen bin, beteilige ich mich gleich am „Zeit-Kochtag 2016“.
In der Aktion geht es darum, die bewusste Ernährung wieder in den Mittelpunkt unseres hektischen Alltags zu stellen, Freunde oder Verwandte zu einem geselligen Essen einzuladen und/oder Lieblingsrezepte zu kochen.
Witzigerweise haben wir trotz 40-jähriger Kocherfahrung (oder vielleicht auch deswegen) selber kaum Lieblingsrezepte in unserem Fundus, dafür wird bei uns viel zu abwechslungsreich und zu häufig gekocht. Aber erst vor kurzem verbrachten wir mit unseren Freunden Barbara und Werner eine schöne Woche in einem Ferienhaus an der Ostsee, bzw. an der Schlei.
Mit Wolfgang Niedeckens Rezept an der Schlei
Was auf den Tisch kam, habe größtenteils ich selbst festgelegt und auch zubereitet. Nur einmal meldete Barbara Anspruch auf ein Gericht an, denn sie hatte ihr Lieblings-Fischrezept mitgebracht. Einen Fischauflauf mit Fenchel, den der BAP-Frontmann vor Jahren bei und mit Alfred Biolek in dessen Sendung alfredissimo! (1994–2006) gekocht hat.
Wie es mit beliebten Rezepten eben so ist: sie werden auf- und abgeschrieben, weitergereicht, verändert, beim Kochen eingesaut und wieder neu aufgeschrieben, schließlich von ein oder zwei netten Nachbarinnen empfohlen und schlussendlich sogar mit in den Urlaubskoffer gepackt.
Zum Glück! Denn der Fischauflauf war wunderbar. Einfach zuzubereiten und köstlich obendrein!
Wie Wolfgang Niedecken damals bei Biolek zu Protokoll gab, ist das Gericht bestens für eine größere Freundesrunde geeignet, die Angaben unten reichen allerdings nur für vier Personen.
Verwendet habe ich Filets von einem ziemlich großen Rotbarsch (auch Goldbarsch genannt), man kann aber ebenso Seelachs, Kabeljau oder andere Fischarten verwenden. Es muss wirklich nicht immer Lachs sein!
Fischauflauf mit Fenchel – Zeit-Kochtag 2016 – #kochtag
Die Zutaten für vier Personen:
* 600 g Rotbarschfilet
* 2 große Zwiebeln
* 500 g Tomaten
* Olivenöl
* 2 Fenchelknollen
* 2 Knoblauchzehen
* ½ Zitrone
* 2 EL Honig
* Salz + Pfeffer aus der Mühle
* ½ Bund Basilikum
* ½ Bund Oregano
* ½ Salbeiblätter
* ½ Bund Tymian
* 2 Zweige Rosmarin
Die Zubereitung – Fischauflauf mit Fenchel:
Zwiebeln schälen und in feine Ringe hobeln oder schneiden. Die Tomaten einritzen, brühen, die Haut abziehen und in kleine Würfel schneiden. Knoblauchzehen schälen und fein hacken. Die Fenchelknollen putzen, den Strunk in der Mitte keilförmig entfernen, die Knolle halbieren und ebenfalls in feine Scheiben schneiden.
In einer tiefen Pfanne das Olivenöl erhitzen und die Zwiebelringe andünsten. Fenchel und Knoblauch dazu geben, alles für 15 Minuten bei geschlossenem Deckel schmoren.
Unterdessen die Kräuter verlesen und die Hälfte davon fein schneiden oder hacken. Honig und die verarbeiteten Kräuter unter das Fenchel-Zwiebelgemüse mischen, die Tomatenstücke zugeben und weitere 15 Minuten mit Deckel köcheln lassen.
Die Fischfilets in Streifen schneiden, mit Salz und Pfeffer würzen, in eine feuerfeste Auflaufform schlichten und mit etwas Zitronensaft beträufeln.
Den Backofen auf Umluft 150 °C vorheizen.
Die Fenchel-Tomaten-Mischung über den Fischfilets verteilen. Das Gericht für etwa 30 Minuten im Backofen garen.
Vor dem Servieren des Fischauflauf mit Fenchel die restlichen Kräuter hacken und über dem fertigen Gericht verteilen. Dazu passt frisches Baguette.
Dieser Beitrag erscheint anlässlich des ZEIT Kochtags 2016, einem bundesweiten Aktionstag am 22. April, der Menschen dazu anregen soll, selbst zu kochen und sich mit ihrem Essen bewusst auseinanderzusetzen.
Fischauflauf mit Fenchel, Honig und Wolfgang Niedecken
Tolle Fischrezepte in diesem Blog
– Schwarzer Heilbutt im Speckmantel mit Graupen und dicken Bohnen
– Fischfrikadellen auf kleinen Gemüsen mit Croutons
– Fischsuppe mit Klößchen, wenn und aber!
– Seeteufel-Bäckchen am Spieß mit Paprikagemüse
– Karamellisierter Waller auf Belugalinsen mit Paprikagemüse
– Zanderfilet an Ananas-Quitten-Butter
– Honig-Knoblauch-Paprikagemüse auf Loup de Mer
– Spaghetti in Sepia-Macchiato und Mandelschaum
– Scholle Italienisch mit Tomaten und Oregano
– Wraps mit Fisch vom Grill und Mango
– Räuchermakrele auf Aprikosensalat mit Ziegenkäse
– Orangen-Zwiebel-Salat mit Schwertfisch
Fisch an oder in der Suppe:
– Bunte Gemüsesuppen – Dreierlei Gemüsesüppchen mit Fisch
– Fischsuppe mit Klößchen, wenn und aber!
Das sieht fantastisch aus :)
Lieber Peter,
wir sind hingerissen: ein Fischauflauf, der seinesgleichen sucht! Der Honig gibt dem Fenchel ein tolles Aroma, die Kräuter lassen keinerlei andere Gewürze vermissen. Da wir Salbei nicht mögen, habe ich den durch das Fenchelgrün ersetzt. Dazu gab es Reis – und die klare Aufforderung, dieses Gericht bald wieder zu servieren (mit Hasselback-Kartoffeln?).
Dank und herzliche Grüße aus Schleswig-Holstein,
Sandkorn
Das freut mich zu hören.
Grüße zurück aus Franken
Diese Honig-Fenchel-Kombination sorgt wirklich für einen gänzlich anderen Geschmack. Das ist etwas Neues für mich.
Vielen Dank für das Rezept.
Chrissi