Auf mein Frühstücksbrötchen habe ich mir heute eine ordentliche Schicht Honig geschmiert. Trotz des Genusses, plagte mich umgehend ein schlechtes Gewissen. Schließlich stammt der Honig vom Imker Herbert Zwischenbrugger im Kärntner Gailtal. Diesen hatten wir das Glück vor wenigen Monaten persönlich kennenzulernen, ohne dass darüber etwas in meinem Blog zu lesen war. Was nun umgehend nachgeholt wird.
So ein Besuch auf Herbert Zwischenbruggers Bienenlehrpfad in Dellach ist ein unvergessliches Erlebnis. Nicht nur wegen all dem Wissen, das uns der der ehemalige Eishockey-Crack und Krankenpfleger vermittelte.
Er gehört zu jenen Menschen, die einem sofort sympathisch sind, weil sie vollkommen erfüllt sind von ihrem Tun. Nicht die Jagd nach dem schnöden Mammon steht im Mittelpunkt ihrer Tätigkeit, sondern die Begeisterung für die Sache selbst. In Herberts Leben seit etwa 17 Jahren die Imkerei.
Zu Gast beim Imker. Was Sie schon immer über Bienen wissen wollten
Der Bienenlehrpfad bietet die wunderbare Gelegenheit, eigenes, längst vergessenes Wissen über Bienen wieder aufzufrischen. – Denn Hand aufs Herz: Was fällt uns schon ein, wenn wir an Bienen denken? – Ja klar, es gibt Königinnen! Und Drohnen und Arbeiterinen. – Wenn es aber ganz dumm läuft, kommt uns nur eine uralte Zirkusnummer mit zwei Clowns in den Kopf, von denen einer immer rufen muss: „Bienchen, Bienchen, gib mir Honig!“.
Ein klein bisschen ernsthafter geht es bei Herbert Zwischenbrugger dann doch zu.
Wussten Sie schon…
… dass zehn Bienen zusammen ein Gramm wiegen?
… dass eine Biene in zwei Minuten einen Kilometer weit fliegt?
… dass eine Biene in ihrem Leben circa 8.000 Kilometer zurücklegt?
… dass eine Biene für ein Kilo Honig bis zu sieben Mal um die Erde fliegen müsste?
Süßes Summen im Gailtal – Bei den Carnica Bienen
Besondere Anforderungen stellt Herbert nicht an seine Besucher. Sein wichtigstes Credo aber ist: „immer schön die Einflugschneise freihalten“, denn sonst werden die Bienen irritiert.
Beim Rundgang durch den mit sehr viel Liebe angelegten Bienenlehrpfad stellt er seine Kärntner Bienen (Carnica Biene) als eine besonders resistente und vor allem friedfertige Bienenrasse vor.
Darauf legt er großen Wert, denn in Österreich gibt es ein bisschen Unfrieden zwischen den Imkern. Speziell zwischen großen Erwerbsimkern, die mehr als 1.000 Schwärme ihr Eigen nennen und den kleinerer Honigproduzenten.
Die Erwerbsimker würden gerne andere, effektivere Bienen-Rassen halten, wodurch aber die Gefahr der Vermischung mit den Carnica-Völkern besteht. Die Folgen für das Verhalten der Bienen nach solchen Krezungen sind keineswegs vorhersehbar, weshalb der Vorstoß der Profi-Imker auf breite Ablehnung stößt.
Inzwischen hat man sich in einem Kompromiss auf Schutzgebiete von sieben Kilometern um jeden Imker-Standort geeinigt. Bei 3.300 Imkern alleine in Kärnten (rund 600 sind in den Jahren 2017 und 2018 hinzugekommen) stößt dieses System aber sicher auch bald an seine natürlichen Grenzen.
Wussten Sie schon…
… dass sich eine Sommerbiene in 4-6 Wochen zu Tode gearbeitet hat?
… dass Winterbienen bis zu neun Monate alt werden?
… dass eine Königin bis zu fünf Jahre alt werden kann?
… dass eine Königin im Mai und Juni täglich bis zu 2.500 Eier legen kann?
Immer schön die Einflugschneise freihalten. Ganz links kann man erkennen, dass der ganze Stock auf eine Waage montiert ist. Hier kann Herbert Zwischenbrugger den Ertrag kontrollieren. Was während der Hauptsaison in jedem Stock durchaus ein Kilo pro Tag sein kann.
Bienchen, Bienchen, gib mir Honig
Herbert Zwischenbrugger macht freimütig Angaben zur eigenen Produktion von Waldhonig, Propolis und Wachs. So kommt es vor, dass ihm seine etwa 50 Völker (das sind rund 20 Millionen Bienchen) jährlich bis zu 1,5 Tonnen Honig liefern.
In mageren Jahren, wie 2018, waren es wegen der goßen Hitze nur 300 Kilo. – Was ich gut finde: der Ertrag von 50 Völkern ist in Österreich für den Imker steuerfrei!
Bereits beschrieben habe ich, dass Kärnten die erste Slow-Food-Travel-Region der Welt ist. Hier werden zahlreiche Lebensmittel noch per Hand hergestellt, anstatt mit Maschinen und in Großproduktion. Imker Herbert Zwischenbrugger in Dellach ist ein Paradebeispiel dafür, weshalb er selbst gerne dem Weg der roten Schnecke folgt.
Was Sie schon immer über Bienen wissen wollten
Honig vom Imker. Hier Bienenhonig noch in der Wabe – gehört in guten Hotels inzwischen auf jedes Frühstücksbuffet
Wussten Sie schon…
… dass eine Bienenlarve 2.000 Pflegebesuche bekommt?
… dass nur aus befruchteten Eiern weibliche Bienen entstehen?
… dass aus unbefruchtetet Eiern Drohnen werden?
… dass eine Bienenlarve nach sechs Tagen ihr Anfangsgewicht um das 500-fache vermehrt?
Imker Herbert Zwischenbrugger hat eine Bienenkönigin gekennzeichnet
Nicht nur Honig vom Imker: Ganz nebenbei betriebt Zwischenbrugger im Gailtal auch eine kleine Königinnenzucht. Diese Königinnen werden sogar mit der Post verschickt. Mit im Päckchen enthalten ist der kleine Hofstaat der Königin, der Ihre Betreuung auf der Reise gewährleistet. Eine Bienenkönigin kostet derzeit etwa 28 Euro.
Wussten Sie schon…
… dass Bienen Wärme mit Muskelzittern erzeugen?
… dass der Bienenstock durch Wassereintrag und Flügelschläge gekühlt wird?
… dass die optimale Flugtemperatur für die Bienen bei 20-25 Grad liegt?
… dass Bienen ab 8-10 Grad ausfliegen, unter sieben Grad aber erstarren?
… dass ein Bienenvolk 30-35 Liter Wasser in den Bienenstock einträgt?
Königin, Arbeiterin oder Drohne
Die drei Bienenlebewesen:
Königin
Die Königin entsteht aus einem befruchteten Ei, welches in ein Weiselnäpfchen*) gelegt und besonders gefüttert wird. Ihre Entwicklungsdauer beträgt 16 Tage. Eine Königin lebt ca. 3-5 Jahre. Ihre Aufgaben im Bienenvolk: Fortpflanzung, Erhaltung der „Harmonie“ im Bienenvolk, wobei sie Pheromone einsetzt.*) Weiselnäpfchen sind runde, halbkugelförmige Wachsbecherchen, welche von den Arbeiterinnen, Baubienen, meist am Rand der Wabe errichtet werden. Die Arbeiterinnen bauen sie, nachdem die Näpfchen von der Königin bestiftet wurden, zu Weiselzellen aus.
Drohn (oder Drohne)
Der Drohn entsteht aus einem unbefruchteten Ei = Jungfernzeugung (Parthenogenese).
Die Entwicklungsdauer beträgt 24 Tage. Pro Volk gibt es ca. 2.000 Drohnen.
Ein Drohn lebt ca. 2-3 Monate.
Seine Aufgaben im Bienenvolk: die Begattung der Königin.Arbeiterin
Die Arbeiterin entsteht aus einem befruchteten Ei. Ihre Entwicklungsdauer beträgt 21 Tage. Bei der Arbeiterin ist keine Paarung möglich, da die Pheromone der Königin die Entwicklung der Eierstöcke bei der Arbeiterin unterbinden.
Eine Arbeiterin lebt im Sommer ca. 6-8 Wochen, die ab Mitte August geborenen Bienen leben bis ins Frühjahr. Ihre Aufgaben im Bienenvolk: Sammeln von Nektar und Honigtau, das Sammeln von Pollen und Propolis, schließlich die Pflege und Aufzucht der Brut.Infos: Österreichischer Imkerbund – Honig vom Imker
Königinnenzucht. Das Leben der Honigbiene. Zusammensetzung des Honigs
Wussten Sie schon…
… dass die Temperatur im Brutraum eines Bienstocks mindestens 35 Grad beträgt
… dass der Honigbedarf eines Volkes bei 60-80 kg pro Jahr liegt?
… dass eine Sammlerin 40 Flüge pro Tag mit je 100 Blütenbesuchen durchführt. (Das sind also 4.000 Blüten pro Tag.)
Das Leben der Honigbiene. Zu Gast beim Imker
Die Zusammensetzung des Honigs
Zu Gast beim Imker – Durchschnittliche Zusammensetzung des Honigs:
17% Wasser (14 bis 23 Prozent)
38% Fruchtzucker (27 bis 44 Prozent)
31% Traubenzucker (22 bis 40 Prozent)
7,5% Malzzucker (2 bis 15 Prozent)
1,5% Rohrzucker (0,2 bis 7 Prozent)
1,5% Zucker (0,1 bis 13 Prozent)
3,5% Amino-Säuren, Mineralsalze, Pollen und Sporen, verschiedene Farbstoffe, usw.
Bienen sammeln nicht nur Honig. Zu Gast beim Imker Herbert Zwischenbrugger
Gelee Royale – Zu Gast beim Imker
ist das Sekret der Drüsen der Arbeiterinnen.
Die Arbeitsbrutammen (fünf bis fünfzehn Tage alt) scheiden am meisten davon aus. Es handelt sich um einen weißlichen Brei, der seinen eigenen Geruch und Geschmack hat. Er wird von den Arbeiterinnen an die jungen Larven gefüttert, die weitaus größte Menge findet man in den Zellen der Königinnen.
Im übrigen ist Gelee Royale die Hauptnahrung der Königinnen während ihrer gesamten Lebensdauer.
Um Gelee Royale zu produzieren, regt man die Bienen dazu an, eine große Anzahl von Ersatzköniginnen aufzuziehen. Dafür führt man in einen Bienenstock , unter vorheriger Entfernung der Königin, einen Rahmen ein, der mit künstlichen Rohbauten von Königinnenzellen (künstliche Weiselzellen), die auf Wabenträgern befestigt sind, ausgestattet ist.
Die weisellosen Arbeiterinnen beginnen sofort mit der Aufzucht. Bereits nach drei Tagen enthalten die Königinnenzellen das Höchstmass an Gelee, das vom Imker entnommen und sofort kühl aufbewahrt wird.
Die Durchschnittliche Zusammensetzung des Geleee Royale:
50% Proteide (Proteide ist ein veralteter Begriff für Proteine)
16% Fette
25% Kohlehydrate
2% Asche
7% VerschiedeneDer Proteide-Anteil enthält Proteine und freie Aminosäuren. Gelee Royale ist absolut frei von Giftigkeit. Es hat simulierende Wirkung auf den Allgemeinzustand müder und deprimierter Menschen.
Dass die Carnica Bienen wirklich sehr friedlich sind, kann man an den Fotos erkennen. Weder Meister Zwischenbrugger noch wir selbst trugen irgendwelche Schutzkleidung. Auch nicht, als einmal ein Rahmen aus dem Stock gezogen wurde oder die Königin zur Kennzeichnung entnommen wurde. – Honig vom Imker
Ich war eingeladen! Der Besuch auf dem Bienenlehrpfad von Herbert Zwischenbrugger (in A-9635 Dellach im Kärntner Gailtal) war Teil einer Pressereise und fand mit freundlicher Unterstützung von Kärnten Werbung, NLW Tourismus und Carnica-Region Rosental statt.
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