Damals, Anfang der 1960er Jahre, als ich ein kleiner Knirps war und meine Ferien bei Oma auf dem Land verbrachte, gab es eine weitaus weniger bonfortionöse Obstsuppe als die, die ich heute hier vorstellen möchte. – Damals war es so, dass alle Früchte des Gartens im Hochsommer in irgeneiner Form verarbeitet werden mussten.
Erst wenn das ganze Obst des eigenen – und womöglich aus Nachbars – Garten in Weckgläsern eingemacht, zu Saft, Gelee oder Marmelade verwertet, in Aufläufen versteckt und auf Kuchen gelegt worden war, blieben eventuell kleine Häufchen von Früchten übrig.
Diese wurden dann zu einer Mahlzeit verarbeitet, die man entweder Obstsuppe – oder eventuell auch Fruchtsuppe nannte. Wobei der Begriff Frucht (von lateinisch fructus) erst viel, viel später in meinem Leben auftauchte. Bei uns hieß das immer nur Obstsuppe (fränkisch: Obsdsubb’n).
Hätte meine Oma ihr Essen schon in Kategorien eingeteilt, wie es alles Foodblogger tun, hätte sie die Obstsuppe wohl in der Kategorie Frucht / Obst und unbedingt unter Süßspeisen abgelegt, so wie ich es jetzt getan habe.
Ein Rezept brauchte man damals nicht, schließlich richtete sich der Inhalt der Obstsuppe nach den vorhandenen Früchten und nicht nach etwaigen Einkäufen, wie das heute schnell der Fall ist.
Obwohl – es gab mal ein Dr. Oetker Schulkochbuch aus dem Dr. Oetker Verlag von 1937, in dem steht eine Obstsuppe drin. Und auch in dem wunderbaren „Hausbuch der deutschen Familie“ (1953), das ich im Zusammenhang mit Kartäuserklößen schon einmal vorgestellt habe, ist nebenstehendes Rezept zu finden.
Bonfortionöse Obstsuppe
Heute ist bekanntlich alles anders, wenn auch nicht unbedingt besser. Der Vorteil der heutigen Zeit ist, dass wir uns bessere Obstsuppen herstellen können. Und zwar fast immer.
Auch wenn wir in unserem Haushalt (wie schon hundertmal erwähnt) eigentlich nur Produkte verarbeiten, die auch Jahreszeit in unserer Region haben.
Dank des großen europäischen Marktes sind wir jetzt aber nicht nur auf die restlichen paar Himbeeren, Erdbeeren, Kirschen oder die ersten Äpfel angewiesen. Schließlich gibt es im Juli schon Zwetschgen vom Bodensee, Aprikosen aus Frankreich und Pfirsiche aus Italien oder Spanien. Birnen und Äpfel gibt es ohnehin ganzjährig.
Das hebt die Qualität der normalen Obstsuppe enorm und macht aus ihr sogar eine Bonfortionöse Obstsuppe.
Wir verwenden in unserer Obstsuppe auch nicht nur Wasser als Grundstoff, sondern peppen dieses mit schwarzem Johannisbeersaft aus der fränkischen Schweiz auf. Ein bisschen Zimt, ein bisschen Vanille, Orangensaft und kleine Limettenwürfelchen: Sie werden über das Ergebnis erfreut sein!
Falls Sie sich schon mehrmals über das von mir verwendete Wort bonfortionös gewundert haben: geht mir genauso!
Ich kenne überhaupt nur einen einzigen Menschen, der dieses Wort in meinem Beisein jemals benutzt hat. Allerdings relativ häufig und ich hielt es lange Zeit für seine eigene Wortschöpfung, was aber nicht der Fall ist!
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Diese Zutaten reichen für vier Personen:
* 2 Äpfel
* 2 Birnen
* 350 g Himbeermark
* 500 g Erdbeeren
* 4 Plattpfirsiche
* 6 Aprikosen
* 300 g Zwetschgen
* 500 g Kirschen
* 1 Limette (optional – in kleine Würfel geschnitten)
* Saft einer Orange
* Saft einer Zitrone
* 4 EL Zucker
* 250 ml Johannisbeersaft (100% und schwarz)
* 400 ml Wasser
* 1 Zimtstange
* 1 Msp Vanillemark
* 1 EL Speisestärke
Die Zubereitung meiner Bonfortionöse Obstsuppe
Zuerst Äpfel und Birnen schälen, Kernhaus entfernen und in kleine Würfelchen schneiden. Die Himbeeren unterdessen in einem kleinen Topf bei mittlerer Hitze mit zwei Esslöffeln Zucker schmelzen lassen. (Ja, ich mache das immer so und stehe dazu!)
Alle anderen Früchte ebenfalls entkernen, die Pfirsiche und Aprikosen häuten. Alles klein schneiden. Saft von Orange und Zitrone auspressen, mit den Apfel und Birnenstückchen vermischen.
Einen großen Topf aufsetzen, die geschmolzenen Himbeeren durch ein feines Sieb in den Topf streichen, bis nur noch die feinen Kerne übrig sind. Diese wegwerfen. Wasser und Johannisbeersaft angießen, alles erhitzen.
Davon ausgehend, dass die Birnen und Äpfel die „härtesten“ Früchte in dem ganzen Haufen an Vitaminen darstellen, kommen diese zuerst mit einer Zimtstange in den Topf und werden etwa sieben bis zehn Miunten geköchelt.
Erst dann gibt man nach und nach die restlichen Früchte mit weiteren zwei Esslöffeln Zucker zu und kocht alles, bei nicht zu hohen Temperaturen weitere fünf bis zehn Minuten. Das Obst sollte nicht aufschäumen. Zum Schluss mit etwas Mark einer Vanilleschote abschmecken.
Die Speisestärke klumpenfrei in einer halben Tasse mit kaltem Wasser auflösen, einrühren und kurz aufkochen lassen.
Die Bonfortionöse Obstsuppe vor dem servieren abkühlen lassen. – Guten Appetit.
Pfirsiche für unsere Obstsuppe oder doch Fruchtsuppe?
Aprikosen gehäutet. Kommen auch in die Bonfortionöse Obstsuppe mit Früchten der Saison
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Das sieht prächtig aus. Verstehe ich das richtig – eine Obstsuppe ist das gleiche wie ein Kompott?
Wenn Du das so sehen willst ;-)
Im Prinzip aber dünner als ein Kompott. Eben mehr die Konsistenz einer Suppe, was man auf meinem Bild nicht so gut erkennen kann.
Der Unterschied zum Kompott liegt sicher auch in der Vielfalt der Früchte die man hier zusammenbringt.
Wenn Du willst, könnte man es auch mit (einer dünnen) roter Grütze vergleichen.
Aber die Obstsuppe ist definitiv ein Resteessen.
LG in die Schweiz!
Der Klassiker Obstsuppe ist zwar Old School, aber mega lecker. Kenn ich auch noch von früher und habe diese Spezialität vor lauter Frucht-Gazpacho und Smoothie tatsächlich „vergessen“. Danke für die Erinnerung!
Mein aktueller Favorit: Aprikosen Gazpacho mit Zitronenolivenöl und Dessertkräutern …geht schnell ohne zu kochen ;-)