Der Titel unseres Hausbuches für die deutsche Familie aus dem Jahr 1953 wäre heute vermutlich nicht mehr politisch korrekt, denn es wendet sich ausschließlich an die deutsche Hausfrau. Sogar die „Berufskleidung“ wird der Hausfrau in dem Buch empfohlen. Dort heißt es:
„Mir gefällt die Hausfrau im Sommer am besten in einem hellen Waschkleid mit bequemem Schuhwerk. Zur schmutzigen Arbeit bindet Sie sich eine bunte Schürze vor und trägt ein Kopftuch vom Stoff des Kleides. Das Kleid kann schnell mal herausgewaschen werden und die Frau sieht immer frisch und sauber aus“.
Und der Inhalt? – Wir sind froh das Buch noch zu besitzen. Denn darin stehen jede Menge leckerer Rezepte aus grauer Vorzeit, wie wir sie von Mutters oder Großmutters Tisch kennen. Kartäuserklöße zum Beispiel. Auch wenn wir diese heutzutage nicht mehr als Hauptgericht und somit als Arme-Leute-Essen auf den Speiseplan stellen, sondern die Kartäuserklöße als Dessert in einer etwas verfeinerten Version genießen.
Das Originalrezept aus dem Buch folgt im Foto ganz am Ende dieses Beitrags. Das moderne Dessertrezept folgt sofort.
Kartäuserklöße mit Rotwei-Sabayon
Wenn Sie planen Kartäuserklöße als Dessert zu Servieren, bedenken Sie bitte den Aufwand, der damit verbunden ist. Kartäuserklöße müssen frisch aus der Pfanne kommen und je mehr Gäste man hat, um so länger steht man nach dem Hauptgericht nochmals in der Küche.
Zutaten für 4 Personen:
* 1 Vanilleschote
* 250 ml Milch
* 50 ml Schlagsahne
* 130 g Zucker
* 3 Eigelb (Kl. M)
* 3 El Orangenlikör
* 4 (Milch-)Brötchen (vom Vortag)
* 2 TL Zimt
* reichlich Butterschmalz zum ausbacken
Zutaten für den Rotweinsirup und den Rotweinschaum:
* 20 g Zucker
* 300 ml Rotwein (Spätburgunder)
Zutaten für die Rotweinsabyon:
* 75-100 ml Rotwein (oder Portwein)
* 15 g Zucker
* 2 Eigelb (Kl. M)
Zubereitung der Kartäuserklöße mit Rotweinschaum:
Die Vanilleschote der Länge nach aufschlitzen und das Mark herauskratzen. Die Milch, die Sahne und das Vanillemark mit 30 g Zucker aufkochen und abkühlen lassen. – Die Eier trennen, es wird nur das Eigelb benötigt. Die Eigelbe in der Sahnemilch verquirlen, mit dem Orangenlikör (Grand Manier) würzen und in eine flache Schüssel füllen.
Die Kruste der Brötchen mit einer feinen Haushaltsreibe abreiben, die Brösel aufbewahren und zur Seite stellen. Die Brötchen der Länge nach halbieren und ca. 20 Minuten in der Sahnemilch einweichen, dabei mehrmals wenden. Den restlichen Zucker mit dem Zimt in einer weiteren Arbeitsschale mischen.
Für den Rotweinsirup etwa 20 g Zucker hellbraun karamellisieren, mit 300 ml Rotwein (oder Portwein) ablöschen und offen auf 80-100 ml sirupartig einkochen lassen.
Die Brötchen aus der Milch nehmen, etwas abtropfen lassen und in den abgeriebenen Bröseln rundum panieren.
Das Butterschmalz in einer Pfanne erhitzen und die Brötchen bei mittlerer Hitze rundum in 4-5 Minuten goldbraun braten. Auf Küchenpapier abtropfen lassen, sofort im Zimtzucker wenden. Fertig sind die Kartäuserklöße.
Für die Rotwein-Sabayon die beiden letzten Eigelb mit dem Zucker verquirlen. Mit einem Schneebesen im heißen Wasserbad 4-5 Minuten cremig-schaumig schlagen, dabei immer wieder etwas von dem Rotwein angießen. Je nach der Größe der Eier kann es sein, dass man nicht die ganzen 100 ml Rotwein benötigt!
Die fertig gebratenen Kartäuserklöße mir dem Rotwein-Sirup anrichten, mit der Rotwein-Sabyon nappieren und sofort servieren.
Zur Übersicht aller Dessert-Rezepte
Blick in die Küche. Vorbereitung des Rotweinsirups zu den Kartäuserklößen.
Zur Finanzierung des Buches wurden darin auch Anzeigen abgedruckt. Im Fachgeschäft „Oetter“ kaufte meine Großmutter ehedem alle „Aussteuer“-Stücke, die sie meinen Schwestern zu allen Feierlichkeiten wie Geburtstag, Weihnachten und zur Erstkommunion schenkte.
Mir ist nicht ganz klar, warum in dem alten Buch die Karthäuserklöße mit „h“ geschrieben wurden. Denn der Name Kartäuser bezieht sich auf einen alten Orden (Ordo Cartusiensis) und deren Kartausen (Kloster). Die Bezeichnung Kartause leitet sich von dem lateinischen Cartusia für den Gründungsort der ersten Kartause, das im Jahr 1084 entstandene Stammkloster der Kartäuser in La Grande Chartreuse ab.
Weitere tolle Dessert-Rezepte:
– Pfirsich am Spieß mit Schokoladen Sabayon
– Pfirsich im Würzsud mit Amarettini und Schokoladeneis
– Spekulatius-Tiramisu mit würzigem Kirschkompott
– Mousse au Chocolat à la Bocuse
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– Überbackene Topfenpalatschinken – Gefüllte Pfannkuchen
Meine natürlich Kombination. Ihr könnt das ja mal ausprobieren. Es war sensationell gut.
Hallo,
das Rezept ist gut, werde ich mal ausprobieren. Meine Oma hat das früher auch gemacht, zum einen mit Vanillesauce für uns Kinder und mit Weinschaumsauce (glaube, die war mit Apfelwein angesetzt). Die kombination aus beiden Saucen war göttlich.
Grüsse,
Monika Viehrig