Das hier ist wirklich das allerletzte. Allerdings muss erst die Frage der Betrachtungsweise geklärt werden. Denn nur wenn ich an meiner langen Reihe von Lieblingsgerichten entlang in die Vergangenheit blicke, ist dieses Gericht das, was ich ganz hinten sehe. Genau genommen ist es also mein erstes Lieblingsgericht.
Ich habe es schon als Kind serviert bekommen und mag es immer noch. Selber zubereitet habe ich es noch keine drei Mal. Die Frauen in meiner Familie können das irgendwie besser. Zuerst meine Mutter, nun schon seit Jahrzehnten die beste Ehefrau von allen.
Und jetzt werde ich es melden. Zu Melanies Blogevent von Pimpimella, der bei Zorra ausgerichtet wird. Aber das interessiert nur die BloggerInnen.
Mit der Rezeptgeschichte hat das nur dahingehend etwas zu tun, dass in dem genannten Blogevent Dinge gesucht werden, die uns Foodbloggern ein bisschen peinlich sind. Also Küchen-Geständnisse. Ich musste ziemlich lange in meinem Gedächtnis kramen, aber außer dem kürzlich hier veröffentlichten Beitrag über Tims Croque und Dr. Huckstables Hoagies ist mir kaum etwas eingefallen. Schließlich will ich eine möglichst weiße Weste behalten!
Jetzt aber das! Diese Peinlichkeit! Das geht schon damit los, wie man das Zeug überhaupt essen könnte? Man braucht allen ernstes ein Messer (für die Lendchen), eine Gabel und einen Löffel. Okay, in Italien würde man den Löffel nicht brauchen, dort gäbe es aber das ganze Gericht nicht.
Denn Spaghetti mit Schweinelendchen! Das ist so typisch deutsches Wohlstandsbürgertum. Dazu noch richtig fetten Speck oben drauf. Und auch noch überbacken mit Emmentalerkäse(!). Dabei ist die Soße der Gipfel der Peinlichkeit. Zu einem Drittel aus Ketchup und zu zwei Dritteln aus preiswertem Rotwein mit ein bisschen Majoran und Oregano.
Spaghetti mit überbackenen Schweinelendchen
Das ist die ganze Kochkunst! Salz und Pfeffer an der richtigen Stelle einsetzen! Lendchen auf beiden Seiten anbraten, in eine Auflaufform setzen, in der sich bereits die „Soße“ befindet. Speck und Käse darauf geben, alles für etwa 15 Minuten bei 200 Grad überbacken und dann mit den in der Zwischenzeit al dente gekochten Spaghetti servieren.
Und wissen Sie was? Das ist so lecker, dass ich dieses Unwort „lecker“ gleich noch ein paarmal zum Einsatz bringe. Lecker, lecker, lecker. Und es ist mir auch noch sowas von egal, was Sie darüber denken könnten!
Vielleicht sind es aber auch nur die Erinnerungen, die dieses Gericht so extrem gut für mich machen. Kindheitsfreuden. Wir hatten damals ja nichts. Zumindest keinen Parmesan. Deshalb der Emmentaler. Mir wirds warm ums Herz und ich fühle mich während des essens pudelwohl. Probieren Sie es einfach aus. Nur: ziehen sie keine weiße Weste dazu an.
*
Nachtrag als Hinweis in eigener Sache: Wie in diesem Blog schon mehrfach erwähnt, essen wir seit weit über sechsunddreißig Jahren (fast) jeden Freitag Spaghetti. Diese ist nur eine von vielen Varianten. Und obwohl die Rezepte (siehe Link) noch gar nicht alle veröffentlicht sind, die bei uns zum Einsatz kommen, findet man in der Sammlung doch einiges.
Spaghetti mit überbackenen Schweinelendchen. So sehen sie aus!
Tolle Spaghetti-Rezepte in diesem Blog
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– Spahetti mit Tomatenbutter. Die schnellste Tomatensoße überhaupt
– Bananen-Hackbällchen mit Spaghetti und Tomatensoße – Meatballs
– Mediterrane Tomatensosse mit gebratenen Kapern
– Das einfachste Spaghetti-Rezept ever! – Spaghetti mit Pecorino und Pfeffer
– Pasta mit Sardinen. Nichts für Weglasser.
– Spaghetti alla puttanesca
– Spaghetti mit Kapernbutter – Loup de Mer mit Kapernbutter
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– Spaghetti Carbonara – Rezept und Legende
– Spaghetti Asia mit Mango und Sesamsoße
– Spaghetti mit Hähnchenleber in Salbeibutter
Probieren Sie auch:
– Schweinenacken Sous Vide 180/58
– Schweinefilet in Balsamico und Rosmarinduft
… seit über 36 Jahren jeden Freitag Spaghetti. Ich war dabei. Fast 20 Jahre lang.
Und ich habe es nicht nur überlebt sondern auch tatsächlich dieses eine Rezept zu meinen Lieblingen erkoren. Das gibt es mindestens 4x im Jahr. Und ich habe mich auch nicht geniert, es schon einmal Gästen vorzusetzen.
Der Gatte ist davon ebenso begeistert und wir lieben es so, weil es schnell geht. Man muss die Sachen gar nicht im Ofen backen. Als bekannte Rezeptabkürzerin werden Fleisch und Speck zusammen in der Pfanne gebraten und dann ruckizucki mit der angerührten Sauce übergossen.
Zugegeben, den Käse lassen wir weg, zumindest überbacken. Stattdessen gibt es eine dicke Schicht Parmesan darüber.
Ein weiterer Grund dieses Gericht zu lieben: Es ist beinahe das einzige Nudelgericht, bei dem ich nicht nach 2 Stunden schon wieder Hunger habe.
Das ist wieder typisch für Dich.
Selbst schnelle Rezepte noch zu verkürzen.
LG, Papa
Abgründe, lieber Peter, Abgründe sag ich da nur ;-)
Ich hab auch noch welche auf Lager, werde ich die nächsten Tage ebenfalls verbloggen.
Liebe Wilde Henne,
freut mich, dass Deine Sommerpause zu Ende ist!
Sieht für ne Peinlichkeit verdammt lecker aus!
Das bestreite ich ja gar nicht ;-)
Piccata bavarese oder frankenese?
Spaghetti wie Ketchup gabs in der Kindheit nicht, erst als Teenager kam ich mit dem einen wie dem anderen in Berührung- in getrennten Anwendungsformen. Ich sag nur Miracoli….