Bevor ich zum Traubenkernöl komme, kurz ein Geständnis: Mir fällt einfach nichts ein! – Zumindest nichts, was wie der Weinbau, und alles was damit zusammenhängt, unser Leben und die Geschichte der Menschheit beeinflusst hätte. Würde ich Kirschen kultivieren, könnte ich irgendwann die Früchte essen, Kuchen damit backen, Marmelade einkochen, sie in Alkohol (Eierlikör!) einlegen und die abgelutschten Kerne in ein Kissen stopfen.
Dieses würde ich mir bei nächster Gelegenheit aus gesundheitlichen Gründen auf den Bauch legen. Oder, was wahrscheinlicher ist, ich würde die Kerne als Sportgerät beim Kirschkern-Weitspucken verwenden. Sucht man bei Google nach Kirschkernkissen, erhält man übrigens 608.000 Treffer!
Würde ich Wein anbauen, hätte ich schon mal die Qual der Wahl, was die Rebsorte angeht. Davon gibt es angeblich an die 16.000 Verschiedene. Aber – auch wenn die Schönheit der bevorstehenden Kirschblüte nicht zu verachten ist – Landschaft geformt wird nur mit Reis- und Weinbau.
Das Traubenkernöl
Und was kann man mit Weintrauben nicht alles machen! Natürlich frisch essen, getrocknet als Rosinen oder Korinthen, Traubensaft und Traubenzucker. Dann machen wir uns Wein in verschiedenen Farbschattierungen, prickelndes wie Sekt, Prosecco oder Champagner, hochprozentiges wie Cognac, Brandy, Weinbrand, aus dem Trester noch den Grappa und aus den Kernen womöglich auch noch Öl. Nicht zum heizen. Aber zum Braten oder für den Salat. Traubenkernöl.
Dass Google bei der Suche nach Traubenkernöl nur 287.000 Ergebnisse liefert, finde ich übrigens unfair.
Denn speziell das exklusive, kalt gepresste Traubenkernöl das eine gold-grünliche Färbung aufweist, hat einen sehr feinen, traubig-nussigen Geschmack. Um einen Liter Öl zu gewinnen ist viel Aufwand nötig und die Ausbeute ist recht bescheiden. Deshalb ist es auch nicht billig. Mit nicht billig, meine ich einen Circa-Preis von 40 Euro pro Liter. Da relativiert sich doch schnell die Sicht auf den Dieselpreis an der Tankstelle, über den wir erst gestern gejammert haben.
Chemie in Lebensmitteln?
Traubenkernöl das heiß gepresst wurde, ist deutlich preisgünstiger. Es ist ein fast farb- und geschmackloses Öl, das alle wichtigen Inhaltsstoffe verloren hat. Um es zu gewinnen, wird es chemisch aus den Traubenkernen extrahiert. Und Chemie in Lebensmitteln mag ich nicht. Obwohl Traubenkernöl auch häufig in der Kosmetik zum Einsatz kommt.
Womit mir aber nun doch noch einiges eingefallen ist, was als Einleitung für das folgende, kunterbunte Wintersalat-Rezept taugt. Das ist nämlich schnell beschrieben, ebenso schnell zubereitet und passt bestens in die Jahreszeit. Bevor er sich endgültig verdrückt, der Winter, kann man schnell noch diese Mischung auf den Tisch stellen.
Die Zutaten für 2-3 Personen:
* 2 Knollen Rote Bete (gekocht + geschält)
* 1 rosa Grapefruit
* 1 Apfel
* Zitronensaft
* 100 g Feldsalat
* 1 kleiner Frisee oder Endiviensalat
* 1 kleiner Kopf Radicchio
Dressing mit Traubenkernöl:
* 6 EL Traubenkernöl
* 4 EL neutrales Öl
* 3 EL milder Weißweinessig
* 5 EL Wasser
* 2 EL Orangenmarmelade
* 1 TL Zucker
* Salz + Pfeffer
Zubereitung: Die Rote Bete in die gewünschte Form schneiden. Die Grapefruit filetieren. Feldsalat putzen, dabei die kleinen Büschel möglichst zusammen lassen, waschen, trocken schleudern. Ebenso den Friseesalat und den Radicchio, hier die Blätter klein schneiden. Den Apfel schälen, in Scheiben schneiden und mit etwas Zitronensaft beträufeln, damit diese nicht braun werden.
Für das Dressing die Zutaten mit dem Stabmixer aufschäumen. Die Salate, die Grapefruitfilets mit den Apfelscheiben auf schönen Tellern anrichten und großzügig mit dem Dressing belöffeln.
Wintersalat mit Traubenkernöl. Dazu Forellencreme auf Pumpernickel
Dazu gleich noch ein Geständnis: der Pumpernickel war gar keine so gute Idee. Zwar war die Forellencreme selber sehr fein, Pumpernickel ist aber leider zu mächtig als Unterlage für die zarte Forelle. Beim nächsten mal würde ich frisches Baguette oder vielleicht salzige Cracker verwenden.
Zutaten:
* 125 g Forellenfilet (geräuchert)
* 100 g Crème fraîche
* 1-2 TL Zitronensaft
* Salz + Pfeffer
* 1 EL gehackter Dill
* Forellenkaviar (Glas)
Wintersalat mit Traubenkernöl, Forellencreme und Forellenkaviar
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Vielen Dank für Ihr Rezept! Es hört sich nach einem Gaumengenuss an! Besonders gefällt mir das ausgefallene Dressing mit der Orangenmarmelade und dem Traubenkernöl.
Gruß aus Münster
Stefan