Sucht man im Internet nach dem Begriff Seminarschnitten, findet man derzeit etwa 164 Einträge, von denen in der Überschrift sehr viele auch den Zusatz „Girafferl“ enthalten. Die Bezeichnung „Girafferl“ lässt alleine wegen der Lautmalerei darauf schließen, dass es sich um etwas österreichisches oder bayerisches handelt.
Einen Zusammenhang zwischen Seminarschnitten und Girafferl gibt es aber offensichtlich nicht. Für den Begriff Seminarschnitten habe ich keine einschlägige Quelle gefunden, die erklären würde, warum Seminarschnitten als Seminarschnitten bezeichnet werden.
Lediglich in der Kochbuchsammlung „Menü – Die schönsten Rezepte der Welt“ (aus den 1970er Jahren) wurde beim entsprechenden Rezept aus Österreich (in Band neun) die folgende Vermutung aufgestellt: „Woher der Name Seminar-Schnitten stammt, läßt sich nur ahnen. Vielleicht waren sie der Wunschtraum ewig hungriger Studenten. Vielleicht wurden sie auch von den Herren Studiosi heimlich bei den Vorlesungen genascht.“
Seminarschnitten als Internetphänomen
Die genannten 164 Einträge bei Google mit Rezepten stellen ein typisches Internetphänomen dar. Einer hat es vom anderen abgeschrieben – oder alle aus dem gleichen Buch. Richtig Mühe hat sich niemand damit gegeben.
Beliebt ist es, die Seminarschnitten (Girafferl) als Gebäck aus Biskuitteig zu bezeichnen. Was aber schon deshalb falsch ist, weil im Rezept 100 Gramm Butter verarbeitet werden. Biskuitteig enthält aber niemals Fett. Das ist ja das besondere an ihm.
Etwas Licht ins Dunkel bringt ein tolles Buch von Barbara van Melle mit dem Titel „Vom Kipferl zum Croissant“ (2019) *) .
Erzählt wird darin die Geschichte des Wiener Unternehmers August Zang, der 1838 in Paris eine Bäckerei eröffnete, das Kipferl und die Wiener Feingebäcke nach Frankreich brachte und mit diesen „Dingen aus Wien“ den Begriff Viennoiserie begründete, der heute weltberühmt ist. Aus seinen Kipferln entstanden übrigens erst danach die berühmten französischen Croissants.
Girafferl sind Girafferl und Seminarschnitten sind Seminarschnitten
Barbara van Melle zeigt uns in ihrem Buch, was ein Girafferl ist und selbstverständlich gibt es ein Rezept dazu. Für mich ist das der eindeutige Beweis, dass Seminarschnitten und Girafferl aber schon gleich gar nix miteinander zu tun haben. Siehe folgendes Foto, das zwei kleine Ausschnitte aus dem Buch darstellt..
Advent: Zeit für uns, Seminarschnitten zu backen
Fest steht, dass Seminarschnitten prächtiges Weihnachtsgebäck sind und deshalb unbedingt in meine Kategorie Weihnachstgebäck gehören. Sie sind in unserer Familie schon seit Jahrzehnten unter den Favoriten aller Plätzchen. – Danke an meine Schwester Stefanie.
Streiten kann man jetzt nur noch über die Frage: Oblaten oder keine. Wir lassen die Oblaten inzwischen weg. Schließlich gibt es Backpapier, was die Oblaten unter den Seminarschnitten im Prinzip überflüssig macht.
Seminarschnitten als Internetphänomen
Zutaten
Zutatenliste für dieses feine Weihnachtsgebäck:
- 75 g Butter (weich)
- 100 g Zucker
- 3 Eigelb
- 3 Eiweiß (steif geschlagen)
- abgeriebene Schale einer halben Bio-Ztrone
- 1 Prise Salz
- 2 TL Lebkuchengewürz (oder Zimt und einen Hauch Muskatnuss)
- 75 g Zartbitter Schokolade (geraspelt oder Streusel)
- 150 g gemahlene Mandeln
- 50 g Mandelstifte
- 20 g Speisestärke
Zum Bestreichen:
- ca. 4 EL Johannisbeer-Gelee / Ribiselgelee (ca. 80 g)
Für die Glasur:
- 100 g Puderzucker
- 1 EL Zitronensaft
- 1 TL Johannisbeergelee
- etwa 1/2 Eiweiß (oder Wasser)
Anleitungen
Schwarze Johannisbeeren, die Grundlage des Johannisbeer-Gelees - Foto: Pezibear auf Pixabay
So werden die Seminarschnitten gemacht
- Zunächst aus Butter, Zucker und Eigelb eine homogene, schaumige Masse rühren.
- Etwas abgeriebene Zitronenschale, Salz und Lebkuchengewürz dazugeben.
- Die Masse mit den gemahlenen Mandeln, den Schokostreusel, Mandelstiften und der Speisestärke mischen, das steif geschlagene Eiweiß unterheben.
- Ein Ofenblech mit einem Bogen Backpapier auslegen. Den Ofen auf 170 Grad (Umluft) vorheizen.
- Den Teig auf dem ausgelegten Backblech gleichmäßig aufstreichen und im vorgeheizten Ofen bei 170°C ca. 15 Minuten backen.
Sofort nach dem Backen:
- Das noch heiße Gebäck zunächst mit glattgerührtem Johannisbeergelee dünn bestreichen und antrocknen lassen.
Die Glasur:
- Für die Glasur den Puderzucker mit Zitronensaft und etwas Wasser glattrühren und noch bisschen Johannisbeer-Gelee einrühren (daher auch die leichte Rosa-Färbung).
- Das immer noch warme Gebäck damit überziehen. Die Glasur trocknen lassen, dann in ca. 2 × 7 cm große Seminar-Schnitten teilen.
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Danke für diesen tollen Blog. War sehr interessant zu lesen.