Gemüse wie gemalt! Schnelle Minimal Art

Gemüse wie gemalt! Eine runde Sache

Speisen so anzurichten, dass sie zum Augenschmaus werden, war eines der Ziele der Nouvelle Cuisine. So neu ist diese Küche aber heute nicht mehr. Bereits in den 1970er Jahren pflegte man in Frankreich diese wenig opulente Kochkunst, die sich um die Bewahrung des Eigengeschmacks von Nahrungsmitteln bemühte. Heute rufen die Leute schnell „Foodporn, Foodporn“ und zücken ihre Smartphones oder andere Kameras, wenn sie etwas auf den Teller bekommen, was sie so noch nie hatten, oder eine ungewohnte Form aufweist.

Die Kunst des Anrichtens spielt heute noch immer eine wichtige Rolle, speziell wenn man einen Foodblog betreibt oder Fotos für Fachzeitschriften, Kataloge, die nahe Schnell-Imbiss-Bude oder Fastfood-Kette erstellen muss. Auch wenn letztere mit ihren bunten Farbtafeln, nur den gehetzten, hungrigen Bürger fangen will.

Kunst auf dem Teller. Gemüse wie gemalt!

Der Nouvelle Cuisine folgte die Molekuarküche (auch Modernist Cuisine genannt), die sich damit befasste, Speisen und Getränke durch biochemische oder durch physikalisch-chemische Prozesse in vollkommen ungewohnte Texturen zu verwandeln.

In seinen eigenen vier Wänden kann man auf den Teller legen was man will. Und wenn man will, sogar Kunst aus seinem Essen machen.

Ist das Kunst? Oder kann das weg? – Aufessen!

Zu meinem sehr einfachen, leichten Gericht (garantiert ohne Farbstoffe!), hat mich der Minimalismus inspiriert, eine Kunstform die es schon seit den 1960er Jahren gibt. Ein bedeutender Vertreter dieser Kunstrichtung war der amerikanische Maler Morris Louis.

Übrigens befassen sich auch heute noch Künstler mit Farbspielereien und -kombinationen, wie am Beispiel eines der weltweit bedeutendsten Künstler der Gegenwart, Gerhard Richter, unten zu sehen ist.

Die beliebte Frage: „Ist das Kunst? Oder kann das weg?“ wäre bei Gerhard Richter zweifellos eine Frage des Geldes, denn seine Bilder erzielen hohe sechsstellige, wenn nicht gar siebenstellige Summen. Bei meinem leichten Sommergericht sieht das selbstverständlich ganz anders aus – und die Frage beantwortet sich im doppelten Sinne von selbst. – Aufessen, lautet die Parole.

Strip 2011 - Gerhard Richter Gemälde
Strip 2011 – Augenommen auf der Ausstellung „Panorama. Gerhard Richter.“ in Berlin 2012

Die Zutaten, zu meinem folgenden, leichten und kalorienarmen Gericht, haben in den Grundzügen ein bisschen Ähnlichkeit mit einer spanischen Gazpacho. Die ist immer toll geeignet für heiße Sommertage und ist schnell gemacht.

Kaltes Gemüse, pures Gemüsearoma. Leicht und Kalorienarm

Im folgenden Rezept (für 2 Personen) werden nur die Karotten gekocht, die rote Bete kauft man sich am einfachsten fertig gekocht. Die Paprikaschoten werden gehäutet um besser verträglich zu sein.

Der Hähnchenspieß aus mariniertem Hähnchenfleisch passt bestens dazu, ist aber keine Pflicht. Ebenso wie die kleinen Wachteleier, die ich auf meine Farbpalette drapiert habe. Die Arbeitsschritte folgen nach der Zutatenliste. An Zeitaufwand muss man etwa 45 Minuten kalkulieren, zuzüglich Marinierzeit für das Hähnchenfleisch – und den Aufwand für die „Kunst“.

Die Textur der einzelnen Gemüsecremes ruft als Begleiter etwas knuspriges auf. Am besten frisches Baguette.

Bitte die Paprika häuten

Zutaten für Gemüse wie gemalt! Mit Hähnchenspieß und Wachtelei

Hähnchenspieße (optional)
* ausgelöste Hähnchenteile ohne Haut
* 2 EL mild geräucherter Paprika (Pimentón de la Vera)
* 1 EL Kreuzkümmel (gemahlen)
* 3 Knoblauchzehen
* 1 EL getrockneter Oregano
* 1 TL feines Meersalz
* 125 ml natives Olivenöl extra
* Holzspieße

1) Karotten:
* 2 große Karotten
* 1 Schalotte
* 1 EL Rapsöl
* 100 ml Sahne
* Salz und weißer Pfeffer aus der Mühle

2) Rote Bete:
* 2 Knollen Rote Bete (gekocht)
* 1 Orange (filetiert)
* 1-2 EL Orangenmarmelade
* Salz und weißer Pfeffer aus der Mühle

3) Roter Paprika
* 2 rote Paprikaschoten
* 1 EL alter Balsamico Essig
* Salz und weißer Pfeffer aus der Mühle

4) Grüner Paprika
* 2 grüne Paprikaschoten
* 1 EL Olivenöl
* Salz und weißer Pfeffer aus der Mühle

5) Gelber Paprika
* 2 gelbe Paprikaschoten
* 1 EL weißer Balsamico
* 1 Msp. Rosmarin gemahlen
* Salz und weißer Pfeffer aus der Mühle

Gemüse wie gemalt!

Die Zubereitung – So wirds gemacht:
Zuerst das Hähnchenfleisch von der Karkasse lösen, die Schenkel ebenfalls vom Knochen lösen. Daraus kann man mit etwas Gemüse später noch eine feine Hühnerbrühe kochen.

Das Hähnchenfleisch in etwa 2cm große Stücke schneiden, in eine Schüssel geben und mit allen Gewürzen sowie dem in Scheiben geschnittenen Knoblauch gut vermischen. Das Olivenöl zugeben und zugedeckt möglichst lange (2-24 Stunden) marinieren.

1) Karotten: die Schalotte fein würfeln und im Rapsöl glasig schwitzen. Karotten schälen, in kleine Stücke würfeln, mit der Sahne zu den Zwiebeln geben und bei milder Temperatur köcheln bis die Karotten weich sind. Mit Salz und Pfeffer abschmecken. Eventuell zunächst einen Teil der Sahne noch zuückhalten um die Konsistens zu prüfen. In einem Mixer zu einer feinen Paste mixen und in einen Gefrierbeutel füllen. Eventuell restliche Sahne einmixen.

2) Rote Bete: Die gekochte Rote Bete in kleine Würfel schnippeln, die Orange filetieren (Saft wird nicht benötigt). Alles mit der Orangenmarmelade, Salz und kräftig Pfeffer dazu in einem Mixer zu einer feinen Paste mixen, abschmecken und in einen weiteren Gefrierbeutel füllen.

3, 4 + 5) Paprika: Paprikaschoten vierteln, entkernen, und im vorgeheizten Bockofen (Oberhitze, ca. 230°) auf ein mit Backpapier ausgelegtes Backblech legen. Die Hautseite nach oben. Etwa 6-8 Minuten auf der obersten Einschubleiste garen, bis die Haut bereits schwarze Blasen wirft. Herausnehmen und sofort mit einem klitschnassen Küchentuch für 2-3 Minuten abdecken. Danach lassen sich die Paprikas sehr leicht häuten.

3) Roter Paprika: Die gehäuteten, weich gewordenen Parprikastücke mit etwas altem Balsamico Essig, Pfeffer und Salz in einem Mixer zu einer feinen Paste mixen, abschmecken und in einen weiteren Gefrierbeutel füllen.

4) Grüner Paprika: Die gehäuteten, weich gewordenen Parprikastücke mit einem Esslöffel sehr gutem Olivenöl, Pfeffer und Salz in einem Mixer zu einer feinen Paste mixen, abschmecken und in einen weiteren Gefrierbeutel füllen.

5) Gelber Paprika: Die gehäuteten, weich gewordenen Parprikastücke mit einem Esslöffel weißem Balsamico, gemahlenem Rosmarin, Pfeffer und Salz in einem Mixer zu einer feinen Paste mixen, abschmecken und in den letzten Gefrierbeutel füllen.

Das Hähnchenfleisch auf die Spieße stecken, von allen Seiten scharf anbraten und dann langsam gar ziehen lassen.

An jedem Gefrierbeutel an einer der unteren Ecken die Spitze wegschneiden. Aber Achtung: zwei Milimeter genügen. Durch diese Öffnungen kann man nun saubere Gemüse-Linien (oder auch Kreise) nebeneinander auf Teller spitzen. Wer keine ruhige Hand hat, kann vielleicht ein Schneidbrettchen als Lineal zur Hilfe nehmen. Jede Linie eventuell mit einer Messer etwas flach drücken.

Den Hähnchenspieß darauf drapieren und sofort servieren. Guten Appetit zum Gemüse wie gemalt!

Gemüse wie gemalt!
Zugegeben, das Anrichten der Farbstreifen braucht etwas Geschick und Geduld. Dafür hat man dann Gemüse wie gemalt!

Gemüse wie gemalt!

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Dass die Kresse hier mit den Stengeln in die Luft, also ziemlich schlampig auf den Gläsern unserer Vorspeise mit Forelle verteilt wurde, ist ein neudeutsch genanntes “No-Go”. Entschuldigung habe ich dafür keine, auch keine Lust mir eine auszudenken. Empfehlen kann ich diese feine Vorspeise trotzdem aus voller Überzeugung, denn die Gäste und wir selbst, waren sehr zufrieden damit.



2 Kommentare zu “Gemüse wie gemalt! Schnelle Minimal Art”

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