Barbara, die seit vielen Jahren den sehr interessanten Blog „EinTopfHeimat“ schreibt, hat im Januar 2017 eine recht knifflige Aufgabe für einen neuen Blog-Event gestellt: Jazz und Essen – Essen interpretiert Jazzmusik. Dazu fällt mir auf Anhieb so viel ein, dass es sich am Ende erst recht als sehr, sehr schwierig erwies, ein Gericht auszuwählen, das zu der Aufgabe, respektive zu einem Jazz-Stück passt.
Hinweis: Die folgenden Plattencover sind jeweils mit Links zu Amazon hinterlegt. Der einfache Vorteil daran: Wer die genannten Bands/Interpreten nicht kennt, kann dort wenigstens mal kurz reinhören.
Was die Schwierigkeit der gestellten Aufgabe von Barabra betrifft, so liegt die zum einen darin begründet, dass ich etliche CDs des Esbjörn Svensson Trio (e.s.t.) im Regal stehen habe.
Betrachtet man die Herkunft des Trios aus kulinarischer Sicht, muss man allerdings sagen, sie kamen „leider“ aus Schweden.
Dass das Trio seit dem Unfalltod von Esbjörn Svensson im Jahr 2008 nicht mehr existiert, ist selbstverständlich viel mehr zu bedauern. Aber was das Essen in Schweden angeht, so werde ich ohnehin kein Fan mehr davon.
Da die von mir gern gehörte Jazzsängerin und Ururenkelin von Lew Tolstoi (ja, der Autor von Krieg und Frieden und Anna Karenina), Victoria Tolstoy, ebenfalls aus Schweden kommt, gilt das gleiche wie oben….!
Schwedischer Jazz ist ein Genuss. Aber leider nicht das Essen. Dort oben im Norden.
Wer das Tord Gustavsen Trio kennt, genießt wie ich vielleicht sehr gerne die Musik des Jazzpianisten und seiner Begleiter.
Das nebenstehende und von mir ausgesuchte Album kletterte als erstes Instrumentaljazzalbum auf Platz eins der norwegischen Charts. Und sogar in den USA schaffte es das Trio damit in die Top 10 der Billboard Top Jazz Alben. – Nur: wer mag schon norwegisches Essen?
Sehr interessant wäre es, würden wir uns bei Paolo Fresu einhören und uns zum Essen an seinen Tisch setzen. Dessen Tisch steht immerhin in Italien, wo der Jazztrompeter und Flügelhorn-Spieler geboren wurde.
Seinen Namen findet man auf vielen, vielen Schallplatten und CDs. Unter anderem gibt es Aufnahmen von ihm bei Gianluigi Trovesi (ebenfalls italienischer Jazzmusiker) und sein Stil wurde lange mit dem von Miles Davis in den 1950er Jahre verglichen.
Eine wunderschöne CD von Paolo Fresu heißt „Mare Nostrum“ – eingespielt wurde Sie mit Richard Galliano und (ja, schon wieder ein Schwede) Jan Lundgren!
In der italienischen Küche hätte ich jedenfalls schnell etwas gefunden, was ich hier hätte kredenzen können – musikalisch ohnehin!
Jazz und Essen im korsischen Pinarellu
Die schreibweise für den Plage de Pinarellu ist etwas verwirrend. Die Korsen schreiben gerne Pinarellu, während die offizielle Bezeichnung, also die französische, Pinarello vorgibt.
Eine tolle Erinnerung habe ich an ein Jazzfestival auf Korsika, „Jazz in Pinarellu“ (etwa 1998). Das dort geklaute Poster hing mehr als zehn Jahre lang in unserem Wohnzimmer.
So schön fand ich diese Memories.
Jazzinterpreten gab es viele, allerdings keine echten Größen sondern zahlreiche Jam-Sessions, die man ohnenin nur live genießen kann.
Pinarellu liegt nördlich der Hafenstadt Porto Vecchio und hat einen wunderschönen Strand. Der Sand des Strandes ist fast weiß und sehr fein. Das türkisblaue Wasser ist an windstillen Tagen ohne Wellen. Eine ideale Kulisse für einen Abend mit schöner Jazzmusik.
Hätte ich mich für Jazz-Musik aus Korsika entschieden, läge jetzt ein gut gegrilltes Stück einer Lammkeule auf den Tellern – oder eine Dorade frisch aus dem Meer.
Jazz und Essen aus den amerikanischen Südstaaten
Jazz und Essen gibt es in New Orleans live an mancher Ecke
Der Jazz ist nun aber wirklich eine Sache, deren Ursprung man bis in die Jahre um 1900 zurückverfolgen kann. Liest man sich ein, so landet man zwangsläufig in den amerikanischen Südstaaten, weshalb es jetzt ein amerikanisches Gericht geben wird.
Die Wahl eines speziellen Musikstücks zum Gericht gestaltete sich überaus schwierig, weshalb ich mich zuerst auf eine CD festgelegt habe. Es handelt sich um „The Bright Mississippi“ von und mit Allen Toussaint, die mir bei unserer Reise 2009 zum und durch den „deep south“ in New Orleans begegnet ist.
Wie legal oder illegal es ist, das komplette Album bei Youtube anzubieten, weiß ich nicht. Solange die Aufnahme aber noch vorhanden ist, verzichte ich sicherheitshalber auf das einbetten des Videos an dieser Stelle. Nicht ohne darauf hinzuweisen, dass das großartige Album hier komplett angehört werden kann.
Das Magazin Rolling Stone wählte das Album im Jahr 2013 in seiner Liste der 100 besten Jazz-Alben auf Platz 82. Bevor es nun um mein Gericht geht, noch schnell der Titel, den ich ausgesucht habe: es ist gleich das erste Stück auf der Platte namens Egyptian Fantasy. Wer nach dem Anhören des Tracks (4:59) nicht Lust auf mehr hat, wird vermutlich nie mehr den Weg zu Blues und Jazz finden.
Essen interpretiert Jazzmusik – das ist die Idee des Blogevents auf EINTOPFHEIMAT in Kooperation mit dem Websender kochblogradio.de.
Jazz Denkmal in der Fulton Street in New Orleans
Jazz und Essen aus den amerikanischen Südstaaten
Hüftspieße auf Kidneybohnen Deep South – Jazzy Dishes
dazu gibt es eine Mop-Sauce und ein Süßkartoffelpüree. Wie man die Mop-Sauce und das Süßkartoffelpüree zubereitet, können Sie im Rezept zu den Entenbrust-Tournedos mit Kaffee-Cassis-Sauce auf Süßkartoffelpüree nachlesen.
Ich werde also in erster Linie den Weg zu den Kidneybohnen Deep South beschreiben. Die Spieße aus der Rinderhüfte machen Sie doch mit Links!
Zutaten für Jazz und Essen:
* 600-800 g Rinderhüfte am Stück
* 2 Dosen Kidneybohnen
* 1 große Zwiebel
* 1 Knoblauzehe
* 2 EL Olivenöl
* 2 EL Tomatenmark
* 4 EL Barbecue-Soße
* 100 ml Rotwein
* 1 TL Kreuzkümmel gemahlen
* 2 TL Thymian (getrocknet)
* 1 rote Chili
* Salz
* reichlich Pfeffer
Die Kidneybohnen in ein Sieb gießen und waschen. Die Zwiebel hacken, den Knoblauch fein schneiden. Das Olivenöl in einem Topf erhitzen. Zwiebel und Knoblauch darin glasig schwitzen. Das Tomatenmark zugeben und anrösten.
Die Kidneybohnen in den Topf werfen und mehrere Minuten rührend anrösten. Mit dem Rotwein ablöschen, die Barbecue-Soße einrühren, die Gewürze zugeben und das ganze mindestens eine Stunde im geschlossenen Topf köcheln.
Hin und wieder umrühren, gegebenenfalls etwas Wasser oder Wein zugeben und weiter einkochen bis die Bohnen schön weich sind.
Das Fleisch in eine Pfanne legen und bei 85-90° Grad für eine Stunde im Ofen liegen lassen. Das Fleisch nun in große Würfel schneiden, auf Spieße stecken, mit Salz und Pfeffer würzen und ganz kurz – aber sehr heiß – in der Pfanne braten oder auf den Grill legen.
Interesse an Musik, Kunst und Kultur? Ein paar Beiträge in diesem Blog:
– Gerhard Richter und seine Betrachter in Berlin
– Peggy Guggenheim in Venedig. Nachbetrachtung
– Die Cadolzburg – Burg der Hohenzollern und Erlebnismuseum
– Die Küche der Zukunft – Aisslinger
– GenussErbe – geschützte Produkte auf den Tisch
– Das Meer – Von einem Ende der Welt zum anderen
– BurgGenuss bei Kerzenschein, dazu Rockmusik und Landlust?
– Märchenhaftes! Wie das Salz ins Meer kam – #dhmmeer
– Kaiserburg, Eppelein, Burgenwinkel und my Home is my Castle
– Mein Kulturblick als Endverbraucher | #KultBlick
– Gemüse wie gemalt! Schnelle Minimal Art
– Bardentreffen feierte 2015 mit über 200.000 Gästen Geburtstag
– Das Palais Idéal du Ferdinand Cheval in Hauterives
– Mit Wilhelmine von Bayreuth im Schlosspark Eremitage
– Film: Entre les Bras – 3 Sterne, 2 Generationen, 1 Küche
– Kulturschock auf der Autobahn
– Klassik Open Air 2011 mit Picknick im Park
– Acht sehr gute Gründe für eine Reise nach (Süd-) Kärnten
Sehr schön, deine Spiesse mit den Kidney Bohnen «Deep South»! Und erst der Jazz…
Würde mich mal interessieren woher deine negativ Erfahrung von schwedischem und norwegischem Essen stammt.
Liebe Barbara,
es sind natürlich keine negativen Erfahrungen, die mich einen kleinen Bogen um die schwedische und norwegische Küche machen lassen.
Und sicherlich gibt es vorzüglichen Restaurants in denen man großartige Entdeckungen machen kann.
Aber außer recht süßem Brot, Surströmning und Elchfleisch gibt es kaum etwas, was aus dem hohen Norden kommend, einen gewissen Bekanntheitsgrad im Rest Europas erreicht hätte. Dabei lasse ich bewusst die ollen Köttbullar (nur bekannt durch das gelb-blaue Möbelhaus) und Knäckebrot aus.
Meine Erfahrungen beruhen also mehr auf der verzweifelten Suche in (Koch)Büchern, nach Gerichten, die man seiner Familie zum Beispiel zu einem Fußballabend (Schweden : Deutschland) vorsetzen könnte. Zur Fußball EM 2012 habe ich das hier gekocht https://aus-meinem-kochtopf.de/lachs-auflauf-laxpudding-s-em2012/.
Ein Jahr später habe ich mich erneut mit dem kulinarischen Schweden befasst, bin dann aber schnell in den literarischen Bereich abgedriftet und bei Kalle Blomquist gelandet. Koteletts und Rhabarbergrütze wurde damals den Lesern kredenzt.
Da ich außerdem eine liebe (alte) Freundin habe, die sich sehr gut mit Schweden auskennt und seit Jahrzehnten in den hohen Norden reist – mir aber auch noch NIE von irgendwelchen kulinarischen Highlights berichtet hat – ist mein Schwedenbild schon ziemlich rund. Zumindest in so weit, dass ich mir keine großen Hoffnungen mehr mache, etwas nennenswert kulinarisches zu entdecken. ;-)
LG, Peter
Hallo Peter
ein klasse Post, ich hoffe ich finde die Zeit deiner Musik nachzuspüren. Vielleicht bei ein paar Southern Beans…
Das ist ein ganz wunderbarer Beitrag Peter mit so vielen neuen Anregungen zum Reinhören. Vielen Dank dafür. Und jetzt habe ich Hunger auf den Deep South!