Wer kann, der sollte unbedingt(!) – und zwar sich im Juli aufmachen in das Mohndorf Armschlag. Die Ortschaft ist speziell im Hochsommer eine der buntesten Attraktionen im niederösterreichischen Waldviertel. Das Mohndorf liegt an der B36 zwischen Ottenschlag und Zwettl und feierte bereits 2019 sein 30-jähriges Jubiläum.
Die Bundesstraße 36 muss in diesem Zusammenhang extra erwähnt werden. Schließlich ist die Bundesstraße der Grund dafür, dass es das Mohndorf überhaupt gibt, so erzählte uns die MohnWirtin Frau Neuwiesinger.
Vor über 30 Jahren war klar, wenn die B36 künftig um das Dorf herum, und nicht mehr mittendurch führt, ist es zwar vorbei mit Verkehrslärm und Autolawine, aber auch mit dem beschaulichen Dasein der eigenen Gaststätte für Durchreisende. Die Befürchtung lautete, wie immer so schön heißt: „aus den Augen, aus dem Sinn“.
Im Mohndorf. Getrocknete Mohnblüten sehen auch als Wandschmuck attraktiv aus.
Am Anfang stand die Idee – Das Mohndorf
Bereits 1988 entstand die Idee zur Gründung des Mohndorfes und es wurden erste Gespräche mit der Dorfgemeinschaft geführt, die das Projekt ins rollen brachte. Wer selber ein Mohndorf in anderen Ländern dieser Welt errichten will, kann den Zeitablauf der Mohndorf-Entwicklung hier nachlesen.
Für einen Besuch im Mohndorf empfiehlt sich die richtige Jahreszeit und ein Spaziergang durch das Dorf entlang des Mohnlehrpfades. Es gibt Schaukästen, gespickt mit Erzählungen, Informationen und Schmankerl rund um den Mohn, vorbei am längsten Mohnblumenbild der Welt. Sie treffen hier auch auf Mohnbauerngärten mit den verschiedensten Mohnarten und in der Dorfmitte auf einen Mohnerlebnisgarten.
Während die jüngsten Besucher den Mohnerlebnisspielplatz für sich entdecken, verweilen die Eltern auf gemütlichen Liegestühlen unter schattenspendenden Bäumen. Ins Mohnwirtshaus lockt eine reichhaltige Speisekarte voller Mohnspezialitäten. Es gibt neben klassischen österreichischen Spezialitäten z.B. Mohnzelten, Mohntorten, Karpfenfilet in Mohnkruste, Mohnnudeln und allerlei auf andere Art und Weise „vermohntes“…!
Als „Jäger und Sammler“ zeigt Ideengeber und Mohnwirt Johann Neuwiesinger die größte Mohnmühlen-Sammlung der Welt (über 2.000 Exemplare), die in luftiger Höhe seiner Scheune angebracht sind, während seine Gattin im Mohnladen zum Verkauf bereit steht…
Auf rund 15 Hektar Anbaufläche blühen im Juli rund drei Wochen lang die Mohnfelder mit dem Waldviertler Graumohn, einer lila, weiß und rot blühenden, sehenden Mohnsorte, deren Ursprung im Waldviertel von der EU geschützt ist.
Ein paar Impressionen aus dem Mohndorf Armschlag
Fotos: © Peter G. Spandl und mohndorf.at
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In der zweiten Idee geht es um Fischleder, bzw. Karpfenleder im Waldviertel
Unser nächstes Ziel, auf der Erkundungstour durch das niederösterreichischen Waldviertel, führte uns vom oben kennengelernten Mohndorf Armschlag, bis fast an die tschechische Grenze nach Litschau, bzw. nach Reitzenschlag. Schon die circa 65 Kilometer, die man durch größtenteils spektakulär schöne Landschaft zurücklegt, waren den Ausflug definitiv wert.
Vor Ort trafen wir auf Georg Schuh, der sich, trotz seines grimmigen Blickes, als großartiger Entertainer erwies. Kaum hatte ich die ersten Fragen gestellt, schon erzählte er bereitwillig, wie es dazu kam, dass er sich überhaupt mit dem Thema Fischleder und Karpfenleder befasst.
Die Familie Schuh besitzt nämlich schon seit 1959 ein Sägewerk in Wien, während der große landwirtschaftliche Betrieb in Reitzenschlag lange Zeit verpachtet war.
Natürlich hörte Gründer Rudolf Schuh den Satz, „ein Sägewerk gehört in den Wald und nicht in die Stadt“ recht oft. Aber der Sägewerkbesitzer konzentrierte sich auf die Herstellung von Schalholz, das man am besten in einer großen Stadt und ihren vielen Abriss-Häusern gewinnen konnte.
Immer galant. Georg Schuh zeigt uns bereitwillig seine Karpfenteiche. Dafür machen wir mit dem geeignetem Fahrzeug einen Ausflug in den Wald.
Mittlerweile ist mit Ing. Georg Schuh schon die dritte Generation mit der Wiederaufbereitung von Altholz beschäftigt. Er hat sich außerdem in den vergangenen Jahren intensiv mit der Wiederverwertung antiker Baustoffe beschäftigt, wodurch es heute auch in diesem Bereich eine breit gefächerte Produktpalette gibt, wie zum Beispiel edles Parkett aus alten Balken.
Um den heimischen Hof auf Vordermann zu bringen, wurde Georg Schuh aber 1966 zunächst in die alte Heimat geschickt. – Zu unserer Unterhaltung gehörte auch die Geschichte seiner Heirat, zu der sich damals im erzkatholischen Waldviertel, kein Pfarrer finden ließ. Grund dafür: die evangelische Herzensdame an seiner Seite. – Trotzdem warteten 20 Hektar Land und eine Menge Karpfenweiher auf die Bewirtschaftung.
Gewachsen ist der Betrieb in den letzten Jahrzehnten auf über 90 Hektar und ca. 34 Hektar Karpfenteiche.
Es ist nicht alles Karpfenleder
Wie die Idee mit dem Karpfenleder zustande kam, ist eine extralange Geschichte, die man sich am besten von Georg Schuh selber erzählen lässt. Es geht darin anfangs um die geringen Preise, die mit Karpfen zu erzielen waren und eine zufällige Begegnung mit einem „exotischen“ Asiaten in Wien.
Es folgten Kontakte nach Alaska, Schweden, Japan, Russland und Norwegen. Alles Länder, in denen die Herstellung von Leder aus Fischhäuten früher eine Rolle spielten, aber leider das Wissen dazu verlorengegangen war.
Fisch- oder Karpfenleder wird inzwischen häufig als Ersatz für Schlangen oder Krokodilleder verwendet. Speziell in der Mode sind Applikationen aus Karpfenhaut sehr beliebt.
Bei Yupitaze auch zu sehen: oben eine zu Leder verarbeitete Haut eines Störs, die wegen ihrer Unebenheiten nicht zu gebrauchen ist. Darunter die schwarze Lederhaut eines echten Mantas.
Georg Schuh hat für die Herstellung von Karpfenleder oder Fischleder längst ein System entwickelt, dessen Geheimnis selbstverständlich nicht über seine Lippen kommt. Wobei er auch Leder aus Lachshaut oder sogar aus der Haut von Mantas herstellen kann. Auch ist es nicht möglich, bei der Bearbeitung der Fischhäute zuzusehen. Sicher ist nur die Herkunft seines Firmennamens YUPITAZE. Übersetzt bedeutet das „Barbaren mit Fischhaut“.
Vom Karpfenteich in die Modewelt. Beliebte Applikationen aus Fischleder
Alle Fotos: © Peter G. Spandl
Transparenzhinweis:
Unsere Besuche im Mohndorf und bei Yupitaze waren Teil einer Pressereise, organisiert durch das Waldviertel Tourismus Content-Team und die Agentur Feuer & Flamme. Die Agentur.. Vielen Dank für die gute Zusammenarbeit.
Mit freundlicher Unterstützung und Organisation durch:
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